„Grund für den Zusammenschluss sind qualitätsmedizinische Erwägungen im Zusammenhang mit der seit langem rückläufigen Geburtenzahl an beiden Standorten in Folge des demografischen Wandels. Diese Entwicklung ist gleichzeitig mit verantwortlich für zuletzt immer wieder auftretende personelle Engpässe bei Hebammen und Fachärzten in den beiden Einrichtungen“, so die gemeinsame Erklärung der Geschäftsführungen von Asklepios und MEDICLIN.
Im aktuellen Jahr werden an beiden Standorten jeweils weniger als 400 Kinder zur Welt gebracht und jeweils knapp 1.000 gynäkologische Fälle behandelt. Als Mindestrichtwert für eine routinierte und auf möglichst viele Eventualfälle vorbereitete Geburtshilfe gelten laut Fachgesellschaften mehr als 500 Geburten an einem Standort. „Nur mit der Zusammenlegung am Standort Parchim können wir verantwortungsbewusst eine Station mit genügend qualifiziertem Fachpersonal betreiben und die gute medizinische Qualität, die wir in Crivitz über Jahrzehnte angeboten haben, auch für die Zukunft sichern“, sagt Yvonne Bartels, Kaufmännische Direktorin im MEDICLIN Krankenhaus am Crivitzer See. „Damit übernehmen wir Verantwortung für die Versorgung in der Region.“
„Gerade in der Geburtshilfe hängt die Sicherheit von Mutter und Kind untrennbar mit geübter Routine und Erfahrung zusammen. Je mehr Kinder an einem Standort entbunden wurden, desto besser ist das medizinische Team auf Besonderheiten und Notsituationen vorbereitet und eingespielt. Durch die Zusammenlegung der Abteilungen an einem Standort erreichen wir die von den Fachgesellschaften vorgesehene kritische Größe für eine routinierte Geburtshilfe und werden als großer Standort auch für medizinisches Fachpersonal wieder deutlich attraktiver“, sagt Matthias Dürkop, Geschäftsführer der Asklepios Klinik Parchim. „Die Aufgabe der Gynäkologie und Geburtshilfe in Crivitz fällt uns nicht leicht. Wir sind aber der festen Überzeugung, hier einen verantwortungsbewussten und richtigen Schritt zu gehen, um im Interesse unserer Patienten die gynäkologische und geburtshilfliche Versorgung in der Region zu sichern. Wir bündeln unser Know-how und unsere Ressourcen, um mit geeinter Kraft ein verlässlicher Gesundheitspartner für Frauen und werdende Mütter in der Region zu bleiben“, sagt Yvonne Bartels.
Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsminister Harry Glawe unterstützt das gemeinsame Vorgehen der Kliniken in Crivitz und Parchim. „Der Zusammenschluss ist keine leichte Entscheidung, aber vor allem ein notwendiger Schritt für die Region insgesamt. Parchim und Crivitz ziehen an einem Strang. Mit dem Zusammenschluss wird die gynäkologische und geburtshilfliche Fachabteilung in Parchim auf hohem Niveau weiterbetrieben werden können. Von den langjährigen Erfahrungen im Bereich der Gynäkologie und Geburtshilfe können Mediziner und Patienten profitieren. Nicht zuletzt wird Arbeit vor Ort gesichert“, sagte Gesundheitsminister Glawe.
Ausschlaggebend für den Zusammenschluss beider Fachabteilungen am Standort Parchim war insbesondere die räumliche Infrastruktur, die es ermöglicht, alle Geburten, die im Verlauf des vergangenen Jahres in Crivitz stattgefunden haben, aufzunehmen. Aktuell verfügt Parchim in der Gynäkologie und Geburtshilfe über zehn Planbetten. Nach dem Zusammenschluss soll es weitere Betten geben. Wie bislang in Crivitz können auch in Parchim die U2-Untersuchungen der Neugeborenen vorgenommen werden. Abgedeckt wird das durch Pädiater im direkt an der Klinik befindlichen Medizinischen Versorgungszentrum. Darüber hinaus haben in Parchim unlängst alle Anästhesisten, Intensivmediziner und die Gynäkologen ein Training zur Neugeborenen-Erstversorgung erhalten und können im Notfall bei einer Entbindung unterstützen.
Mit dem Minister für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit in Mecklenburg-Vorpommern, Harry Glawe, wurde auch über die Zukunft der stationären pädiatrischen Versorgung am Standort Parchim entschieden. Trotz größter Bemühungen ist es über Monate hinweg nicht gelungen, neue Fach- und Assistenzärzte für die rund-um-die-Uhr-Versorgung am Standort zu gewinnen. An die Stelle der bisherigen stationären Versorgung tritt auf Initiative des Ministers zukünftig eine tagesklinische, intersektorale Versorgung für Kinder und Jugendliche.
Bei dem Modellprojekt werden erkrankte Kinder tagsüber in der Klinik medizinisch ärztlich und pflegerisch betreut. Vier Betten will das Ministerium für dieses Modellprojekt in den Krankenhausplan aufnehmen. Auch die Besetzung einer ärztlichen Stelle hat das Ministerium bereits in Aussicht gestellt. Die stets geforderte engere Verzahnung ambulanter und stationärer Versorgungsformen bekommt damit auch in Parchim ein Gesicht. Im Rahmen des Asklepios MVZ am Krankenhaus in Parchim können die kleinen Patienten auch weiterhin ambulant behandelt werden. Sollte der Behandlungsbedarf der behandelten Kinder die Möglichkeiten einer Tagesklinik überschreiten, kann auf die Kinderklinik des Klinikums Schwerin zurückgegriffen werden.
Zum Wegfall der stationären pädiatrischen Versorgung erklärt Matthias Dürkop, Geschäftsführer der Asklepios Klinik Parchim: „Wir haben über diverse Kanäle bundesweit und auch mit Headhuntern über Monate mit größtmöglichem Engagement nach neuen Ärzten für die Kinder- und Jugendmedizin gesucht. Leider ohne Erfolg. Wir hatten nicht eine Bewerbung! Schweren Herzens müssen wir den Realitäten ins Auge sehen und unseren Versorgungsauftrag für die stationäre pädiatrische Versorgung zum 31.12.2019 zurückgeben. Wir bedauern das sehr und ich möchte ausdrücklich erwähnen, dass die Klinik noch nie so viel Aufwand bei der Akquise von Ärzten betrieben hat, wie im Fall der Pädiatrie.“
Und weiter: „Wir haben immer betont, dass uns ein Erhalt der kindermedizinischen Versorgung an unserer Klinik am Herzen liegt, wir aber bei unserem Versorgungsangebot auf die 24/7-Anwesenheit von Fachärzten angewiesen sind. Dies ließ sich aber angesichts des bekannten bundesweiten Mangels an Fachkräften absehbar nicht mehr gewährleisten. Das ist für uns alle und insbesondere für die Eltern der kleinen Patienten keine gute Nachricht, aber wir können es nicht ändern. Wir werden aber mithilfe des neuen tagesklinischen Angebots und unseres bewährten Angebots im ambulanten Bereich weiterhin Kinder und Jugendliche versorgen und so auch künftig die pädiatrische Grundversorgung im Landkreis sichern“, so Dürkop.
Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsminister Harry Glawe bedauerte den Wegfall der stationären pädiatrischen Versorgung. Er machte zugleich deutlich, dass intensiv nach Alternativen gesucht werden musste. „Gerade in einem Flächenland brauchen wir innovative Lösungen, um die Versorgung bestmöglich zu gewährleisten. Deshalb starten wir das Modellprojekt. Mit dem Projekt sollen dabei die Vorteile einer stationären Anbindung mit denen einer ambulanten Versorgung verbunden werden. Ziel ist es dabei, eine Versorgung vorzuhalten, die sich an unterschiedliche Bedarfe anpassen kann. Wir wollen die medizinische Versorgung vor Ort weiter bestmöglich sichern. Das Projekt wird nun Schritt für Schritt umgesetzt“, so Gesundheitsminister Glawe.