Leipzig – Premiere auf der „mitteldeutschen handwerksmesse“ (mhm) in Leipzig: Erstmals findet – auch auf Anregung von Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsstaatssekretär Dr. Stefan Rudolph – ein „Handwerkspolitisches Forum Ost“ mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft aller ostdeutschen Länder statt. Veranstalter ist die Leipziger Messe GmbH.
„Die Leipziger Messe ist seit vielen Jahren die professionelle Bühne für Tradition und Innovation des Handwerks in den neuen Ländern. Ich bin der Leipziger Messe sehr dankbar, dass genau dort die Plattform zum intensiven handwerkspolitischen Austausch über aktuelle wirtschafts- und bildungspolitische Themen entstehen kann. Die zentrale Frage lautet: Wie kann das Handwerk mit den komplexen Herausforderungen der Zukunft umgehen, etwa der Digitalisierung und dem Fachkräftemangel? Den Herausforderungen wollen wir uns gemeinsam stellen und Lösungen entwickeln, die unseren spezifischen Rahmenbedingungen in den neuen Ländern entsprechen. In den neuen Ländern ist auch handwerkspolitisch bereits vieles auf den Weg gebracht. Leistungsschau und Gedankenaustausch werden jetzt verzahnt“, sagte der Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Dr. Stefan Rudolph vor Ort.
„Unser Handwerk ist eine starke, traditionsbewusste, innovative Wirtschaftskraft und zugleich ein unverzichtbarer Stabilitätsfaktor unserer Volkswirtschaft. Im Flächenland Mecklenburg-Vorpommern übernehmen die Handwerksbetriebe eine wichtige Rolle bei der Sicherung der Entwicklung ganzer Regionen, sie sichern Wachstum und Beschäftigung auch im ländlichen Raum. Vor allem die Rolle der Handwerker bei dem Thema Ausbildung junger Menschen ist nicht hoch genug zu schätzen“, sagte Rudolph. Derzeit sind über 20.200 Betriebe mit 112.000 Beschäftigten und 5.061 Lehrlingen bei den Handwerkskammern in Mecklenburg-Vorpommern verzeichnet. Das Handwerk erwirtschaftet jeden zehnten Euro an Brutto-Wertschöpfung im Land. Jeder siebte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Mecklenburg-Vorpommern arbeitet im Handwerk. Jeder vierte Lehrling wird im Handwerk ausgebildet.
„Die Fachkräftesicherung ist eine der zukunftsträchtigen Themen im Handwerk. Wir machen uns deshalb für den Meistertitel stark, denn mit dem Abschluss können unsere Handwerker junge Menschen hochqualifiziert in ihrem jeweiligen Gewerk ausbilden“, sagte Rudolph. Das Wirtschaftsministerium honoriert seit 2016 den erfolgreichen Abschluss von Meistern in Handwerk und Industrie mit dem „Meister-Extra“. Eine erfolgreiche bestandene Meisterprüfung in Industrie und Handwerk wird inzwischen mit 2.000 Euro prämiert. Bis zu 50 Absolventinnen und Absolventen erhalten ein „Meister-Extra“ in Höhe von 5.000 Euro, wenn sie als Beste ihres Gewerkes beziehungsweise ihrer Fachrichtung die Meisterprüfung abgelegt haben. Insgesamt wurde das Meister-Extra bereits 1.227mal ausgereicht; 18 Beste wurden bislang gewürdigt. Das Wirtschaftsministerium hat die Meisterausbildung seit 2016 mit 1,85 Millionen Euro gewürdigt.
Existenzgründern im Handwerk wird zudem eine Unternehmensnachfolge durch die „Meisterprämie“ erleichtert. Bei einer Unternehmensübernahme und erstmaligen Existenzgründung erhalten die Handwerker eine einmalige, nicht rückzahlbare Förderung in Höhe von 7.500 Euro. Seit dem Jahr 2011 hat das Wirtschaftsministerium 203 Unternehmensnachfolgen mit 1,5 Millionen Euro unterstützt.
Zudem unterstützt das Wirtschaftsministerium die Kreishandwerkerschaften in Mecklenburg-Vorpommern beim Ausbildungsmarketing für Handwerksbetriebe. Unter dem Titel „Das Beste am Handwerk“ werden Klein- und Kleinstunternehmen in Fragen der Nachwuchswerbung zur dualen Berufsausbildung mit neuen, zeitgemäßen und digitalen Instrumenten des modernen Recruiting im Bereich des Ausbildungsmanagements beraten und unterstützt. Die Förderung der Kreishandwerkerschaften als Projektträger erfolgt auf der Grundlage der „Richtlinie zur Förderung von Strukturentwicklungsmaßnahmen (SEM)“. Das Wirtschaftsministerium unterstützt das Vorhaben mit Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) in Höhe von rund 130.000 Euro.
„Durch die Digitalisierung werden Tätigkeiten zunehmend komplexer und wissensbasierter. Das erfordert neue Qualifikationen der Mitarbeiter. Deshalb ist Weiterbildung eines der wichtigsten Instrumente der Unternehmen zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit. Das Wirtschaftsministerium unterstützt die Handwerker auf diesem Weg“, sagte Rudolph. Um im Rahmen von Digitalisierungsmaßnahmen zu unterstützen und die Innovationsfähigkeit sowie die Forschungs- und Entwicklungstätigkeit von Unternehmen zu erhöhen, können auch Handwerksunternehmen Personalkostenzuschüsse erhalten. Bei der Einstellung von zusätzlichem Personal mit Hochschulabschluss in einer technischen Fachrichtung werden für 24 Monate Personalkostenzuschüsse in Höhe von bis zu 50 Prozent ausgereicht. Im 1. Jahr ist die Förderung auf 30.000 Euro, im 2. Jahr auf 15.000 Euro begrenzt. Für den zukünftigen Arbeitnehmer muss es sich um eine Ersteinstellung handeln oder der Hochschulabschluss darf nicht länger als drei Jahre zurückliegen. Die Arbeitsstelle muss unbefristet sein und tarifgleich vergütet werden. 34 Anträge wurden bisher bewilligt (Stand 31.12.2019).
Darüber hinaus können Handwerksunternehmen für unternehmensspezifische Maßnahmen (Projekte) eine 50 prozentige Förderung für die Kompetenzfeststellung der Beschäftigten (Beratung), die Analyse des Qualifizierungsbedarfs der Arbeitsplätze in dem Unternehmen (Beratung) oder für die berufliche Qualifizierung ihrer Beschäftigten (Schulung) erhalten, wenn ein externer Dienstleister beauftragt wird (max. 100.000 Euro). Bei den Projekten wurden bisher 18 Anträge für insgesamt rund 1.270 Teilnehmer mit einer Förderhöhe von rund 318.000 Euro bewilligt (Stand: 20.01.2020).
Investitionen, die der Umsetzung von Prozessinnovationen dienen, sind ebenfalls auch für Handwerksbetriebe förderfähig – aus Mitteln des „Europäischen Fonds für regionale Entwicklung“ (EFRE) unter der Voraussetzung, dass die Prozessinnovationen das Ergebnis der Beratungs- und Planungsleistungen (Prozessinnovationen) sind. Dabei handelt es sich beispielsweise um Maschinen und Anlagen, Robotik sowie Automatisierungstechnik wie Sensorik, Datenübertragungs- und Verteiltechnik und die dafür notwendige spezifische Hard- und Software. Die Gesamtausgaben des Investitionsvorhabens müssen mindestens 100.000 Euro betragen; die Höhe des Zuschusses beträgt maximal 100.000 Euro.
Bei Investitionen in die Modernisierung des Produktionsprozesses sind für Handwerksbetriebe Unterstützungen aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW), möglich, wenn die Unternehmen überregional tätig sind. Voraussetzung ist weiterhin, dass beispielsweise Herstellungsmethoden oder interne Abläufe eines Unternehmens sich so verbessern, dass der Produktionsprozess schneller, kostengünstiger, sicherer oder/und effizienter gestaltet wird (Rationalisierungsmaßnahmen). Zudem muss das Kriterium der besonderen Anstrengung erfüllt sein (10 Prozent mehr Arbeitsplätze oder der Investitionsbetrag ist 50 Prozent höher als die durchschnittlichen Abschreibungen der vergangenen drei Jahre). Die Zuschusshöhe beträgt 50 Prozent der förderfähigen Kosten (maximal 200.000 Euro innerhalb von drei Steuerjahren).
„Auch Bildungsschecks für branchenübergreifende und branchenspezifische Fortbildungsmaßnahmen haben sich bewährt“, sagte Rudolph. Die Förderung beträgt 50 Prozent bzw. 75 Prozent, maximal ist ein Zuschuss von 500 Euro pro Bildungsscheck bzw. 3.000 Euro bei abschlussorientierten Bildungsschecks möglich. In der aktuellen europäischen Förderperiode wurden bisher rund 2.500 Anträge für insgesamt 16.579 Bildungsschecks und dafür Fördermittel in Höhe von rund 3,7 Millionen Euro aus Mitteln des „Europäischen Sozialfonds“ (ESF) bewilligt.
Das Handwerkspolitische Forum Ost fand im Rahmen der mitteldeutschen handwerksmesse statt. Zeitgleich waren die Messen „Haus-Garten-Freizeit“ und „Beach & Boat“ in Leipzig präsent. Mecklenburg-Vorpommern war auf den drei Messen mit insgesamt 24 Ausstellern vertreten, unter anderem fünf handwerkliche Betriebe auf einem Gemeinschaftsstand der mhm (Fleisch- und Wurstspezialitäten Robert Kriewitz aus Ueckermünde, Bernstein Galerie E aus Ribnitz-Damgarten, Schokoladerie de Prie aus Rostock, Nordholz Design Kause Saunabau und Elektrotechnik aus Zarrendorf, Tischlerei Tietböhl GmbH aus Rostock) und zwei Einzelaussteller (Marxdorfer Liköre Neustrelitz und Thüringer Kristallhof Waren).