Backhaus fordert Branche erneut zum Dialog auf
Linstow – Über aktuell drängende Themen der Landwirtschaft diskutierte Dr. Till Backhaus, Minister für Landwirtschaft und Umwelt, heute auf dem VR-Landwirtschaftstag in Linstow. Dazu zählten unter anderem strittige Themen wie das Agrarpaket der Bundesregierung, die Novellierung der Düngeverordnung, die Nutztierhaltung oder auch die zukünftige Ausgestaltung der Gemeinsamen Agrarpolitik nach 2020.
„Wir erleben zunehmend ein gesellschaftliches Auseinanderdriften und eine übergreifende Unzufriedenheit quer durch alle Gesellschaftsschichten. Auch in der Landwirtschaft ist die Stimmung gedrückt“, sagte Backhaus. Er habe Verständnis für die anhaltenden Proteste der Landwirte. Schließlich sei die wirtschaftliche Situation vieler Betriebe nach wie vor angespannt. Auch könne man die Branche nicht pauschal für alle Umwelt- und Klimaprobleme verantwortlich machen. „Ich vermisse jedoch von Seiten der Landwirtschaft konkrete Vorschläge, wie man die Herausforderungen des Umwelt- und Klimaschutzes ernsthaft angehen will“, stellte der Minister klar und forderte erneut zum konstruktiven Dialog zwischen Politik und Wirtschaftsbeteiligten (Erzeuger, Handel, Verbraucher) auf. „Wir müssen gemeinsam Wege in Richtung zukunftsfähige nachhaltige Landwirtschaft finden“, betonte Backhaus.
Mit Blick auf die Diskussionen um die Düngeverordnung verwies der Minister erneut darauf, dass Deutschland mit dem Rücken zur Wand stehe und es keinerlei Spielraum für die Forderungen der Landwirte nach Beibehaltung der bisherigen Düngeregelungen gebe. Auch das Agrarpaket sei für die Branche zwar schmerzlich, aber aus seiner Sicht alternativlos. Mit der Erhöhung der Umschichtung auf 6 Prozent stehen Mecklenburg-Vorpommern zusätzlich 5,0 Mio. Euro für Umweltmaßnahmen in der 2. Säule zur Verfügung. „Das ist Geld, das wir dringend für den Ökolandbau und unsere Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen brauchen“, betonte Backhaus.
Auch die Einführung eines staatlichen Tierwohllabels habe das Land MV seit Langem gefordert. „Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter: Aus meiner Sicht müssen wir zu einem verpflichtenden System auf europäischer Ebene kommen. Und warum nicht zuerst in Deutschland?! Wir könnten damit Vorreiter in Sachen Tierwohl sein“, bekräftigte der Minister. Er unterstütze auch das Aktionsprogramm Insektenschutz. Das Land MV habe bereits 2018 die Initiative „Mehr Respekt vor dem Insekt“ ins Leben gerufen. Bezüglich der vorgesehenen Reduktion von Pflanzenschutzmitteln rate er von Panikmache ab. „Phytosanitäre Maßnahmen wird es auch in Zukunft geben. Wir werden aber auch hier Umdenken müssen“, sagte Backhaus und sicherte zu, die Umsetzung des Agrarpakets mit fachlichem und rechtlichem Augenmaß zu begleiten.
Gleichzeitig verwies er nochmals darauf, dass Landwirtschaft künftig nicht nur die Nahrungssicherheit einer rasant wachsenden Weltbevölkerung und das Einkommen der Landwirte absichern muss, sondern ebenso Mitverantwortung für den Schutz der natürlichen Ressourcen trägt. „Das klingt nach der Quadratur des Kreises, ist aber lösbar – wenn wir die zukünftige Agrarpolitik deutlich stärker auf Umweltleistungen und vor allem deren angemessene Honorierung ausrichten“, betonte Backhaus. Außerdem müsse man zwingend zu einer höheren Wertschätzung von Lebensmitteln und zu angemessenen Preisen für landwirtschaftliche Erzeugnisse kommen.