Schwerin – Der Jurist Berthold Witting steht künftig an der Spitze der Verkehrsgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern (VMV). Er übernimmt das Amt des Geschäftsführers von Detlef Lindemann, der heute nach mehr als 50 Jahren im öffentlichen Dienst von Verkehrsminister Christian Pegel in den Ruhestand verabschiedet wurde.
„Detlef Lindemann hat während seiner Amtszeit die Modernisierung der Bahnhöfe im Land entscheidend vorangebracht. Die erste Rahmenvereinbarung mit der Deutschen Bahn wurde von ihm geschlossen und diente vielen anderen Bundesländern als Vorbild“, würdigte Pegel den scheidenden Geschäftsführer.
„Er hat Möglichkeiten für Qualitätssteigerungen durch den Wettbewerb zwischen verschiedenen Bahnunternehmen bewusst gefördert und dafür die Rolle der kleineren Eisenbahnunternehmen gestärkt, insbesondere durch die Idee einer sogenannten Wiedereinsatzgarantie der Fahrzeuge“, so der Minister. Die Wiedereinsatzgarantie sichert den Unternehmen zu, dass durch ein Eisenbahnunternehmen für einen geschlossenen Bahnvertrag neu beschaffte Loks und Waggons vom Land verpflichtend auch für den Folgevertrag zur Nutzung vorgegeben werden. Da die neu angeschafften Fahrzeuge deutlich länger abgeschrieben und genutzt werden können als die Laufzeit der Bahnverträge typischerweise andauert, bekommen auch kleinere Bahnunternehmen auf diese Weise eine lang laufende Finanzierung und können überhaupt erst an den Ausschreibungen für Eisenbahnleistungen im Bahnregionalverkehr des Landes teilnehmen.
Pegel dankte dem scheidenden Geschäftsführer insbesondere für seinen engagierten Einsatz für die Bürgerbeteiligung bei der Fahrplan-Erstellung. „Wir haben vor fünf Jahren neu eingeführt, dass sich die Kunden in die Gestaltung des Jahresfahrplans einbringen können – dank des Einsatzes von Detlef Lindemann sind viele echte und spürbare Angebotsverbesserungen dabei herausgekommen“, so Pegel. Die letzte große Herausforderung in der Amtszeit Lindemanns sei die Einführung des landesweiten Azubi-Tickets im Februar dieses Jahres gewesen. „Dabei waren alle Bus- und Bahnunternehmen im Land mitzunehmen“, so Pegel. „Gerade die Schnittstelle zwischen Bahn- und Busunternehmen im Land zu sein, war für Detlef Lindemann immer wichtige Triebfeder seines Handelns – er hat die VMV ganz bewusst und mit viel Elan auf diese `Klammerfunktion` für den ÖPNV im Land hin entwickelt.“
Pegel begrüßte Berthold Witting in seiner neuen Funktion und wünschte dem 59jährigen eine glückliche Hand bei der Bewältigung seiner neuen Aufgabe: „Jährlich nutzen 17 bis 18 Millionen Fahrgäste die Züge im Nordosten. Statistisch fährt also jede Mecklenburgerin und jeder Vorpommer zehn Mal pro Jahr Zug. Das ist schon ein erfreuliches Ergebnis, darf und muss aber noch weiter deutlich wachsen, wenn wir auf unsere Klimaziele schauen. Ich unterstütze Berthold Witting deshalb sehr in seinem Ziel, deutlich mehr Menschen in Mecklenburg-Vorpommerns Züge zu holen“, so der Verkehrsminister.
Witting hat sich vorgenommen, die öffentlichen Verkehrsmittel nach dem aktuellen Lockdown zusammen mit den Mobilitätsanbietern weiter an die Bedürfnisse der Fahrgäste anzupassen, die sich in der Pandemie noch einmal weiter gewandelt hätten. „Meine Devise: Jeder Fahrschein ist auch ein Sparschein: für die eigenen Mobilitätskosten, für die des Landes und für die Umwelt“, so der neue VMV-Geschäftsführer. Alternative Antriebe seien kein eingetragenes Warenzeichen der Automobilbranche, sondern einer neuen Mobilität. Dem wolle er Vortrieb geben.
Witting begann seine berufliche Tätigkeit nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Münster, Padua und Saarbrücken in der Stadtverwaltung Güstrow und wechselte 1994 in das für den ÖPNV zuständige Fachreferat der Landesregierung, wo er viele Jahre verschiedene Verkehrsthemen betreute. Anschließend war er mit der Erstellung der energiepolitischen Konzeption der Landesregierung betraut. Zuletzt leitete er das Büro von Minister Pegel.
„Mit Berthold Witting bekommen wir einen ausgewiesenen Fachmann auf dem Gebiet des Verkehrsrechts an die Spitze der VMV“, sagt der Minister und erinnert: „Er hat das Ministerium erfolgreich in vielen Verfahren vor den Gerichten des Landes und des Bundes vertreten und er ist Mitherausgeber und Autor von Standardwerken zum deutschen Straßenrecht. Der ‚Sauthoff/Witting‘ steht heute auf nahezu jedem Richtertisch. Außerdem hat er sich große Verdienste bei der Förderung des juristischen Nachwuchses erworben, sowohl als Referent an der Deutschen Richterakademie im Rahmen der Richterfortbildung sowie in der Referendarausbildung.“
Die landeseigene Verkehrsgesellschaft wirkt daran mit, die verkehrspolitischen Ziele der Landesregierung umzusetzen. Sie stellt die Verkehrsleistungen im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) sicher. Sie wurde 1995 gegründet, nachdem die Bahnreform die staatlichen Zuständigkeiten für den SPNV neu geregelt hatte. Mit dem Regionalisierungsgesetz wurde die Verantwortlichkeit an die einzelnen Bundesländer übertragen.
Nach dem ÖPNV-Gesetz Mecklenburg-Vorpommern sind die Kommunen für den öffentlichen Personennahverkehr auf der Straße, also für Bus und Straßenbahn, verantwortlich. Wegen seiner überregionalen Bedeutung bleibt der öffentliche Verkehr auf der Schiene in der Verwaltung des Landes.