Schwerin – Die ersten Gespräche im „Bildungspakt für Gute Schule 2030“ haben am Donnerstag als Videokonferenz stattgefunden. Alle Partner des Bildungspaktes haben sich im Anschluss positiv über den Gesprächsverlauf geäußert. Ziel ist es, den Ausbildungs- und Arbeitsplatz Schule langfristig attraktiver zu gestalten und zukunftsfest zu machen.
„Mit allen Partnern haben wir vereinbart, dass wir aber auch kurzfristig und zeitnah an spürbaren Verbesserungen für die Lehrkräfte und diejenigen, die künftig Lehrerin oder Lehrer bei uns im Land sein werden, arbeiten“, sagte Bildungsministerin Bettina Martin im Anschluss an die konstituierende Sitzung des Bildungspaktes.
Beim Bildungspakt sitzen die Landesregierung und die Vertreterinnen und Vertreter der Beschäftigten partnerschaftlich und gleichberechtigt an einem Tisch. Ein solches Gremium, das in kurzen Zeitabständen und regelmäßig über schulpolitische Themen berät und dann auch konkrete und greifbare Handlungsansätze verfolgt, ist in Mecklenburg-Vorpommern nicht neu. In einem ähnlichen Format, jedoch unter ganz anderen Rahmenbedingungen, haben Land und Gewerkschaften das Lehrerpersonalkonzept über viele Jahre begleitet. Nun soll in Kürze zunächst über die Themen Langzeitarbeitskonten für Lehrkräfte und zusätzliche finanzielle Anreize für Referendare gesprochen werden.
„Die demografischen Herausforderungen sind dramatisch. Mecklenburg-Vorpommern wird im laufenden Jahrzehnt ein weiteres Sechstel seiner Erwerbspersonen verlieren. Dies spüren wir zwar in allen Branchen, in den Schulen ist das Problem aber noch sehr viel größer. Das Land muss hier zeitnah massiv investieren, um Lehrerinnen und Lehrer im Beruf zu halten und junge Menschen für den Lehrerberuf zu gewinnen. Die Vorschläge aus dem Personalentwicklungskonzept der GEW sind hierfür unsere Gesprächsgrundlage“, sagte Ingo Schlüter, Vize-Vorsitzender des DGB Nord.
Für die GEW äußerten sich nach der Sitzung die Landesvorsitzenden Annett Lindner und Maik Walm. „Die Lehrkräfte an unseren Schulen stehen heute noch mehr vor großen Herausforderungen und brauchen dringend Unterstützung. Der Start dafür ist erfolgreich gemacht und der Zug in Richtung bessere Arbeits- und Ausbildungsbedingungen hat Fahrt aufgenommen. Für uns als GEW steht das Thema Arbeitsbelastung ganz oben auf der Agenda. Wir werden uns im ersten Schritt mit Arbeitszeitkonten für mehr Flexibilität und zeitnahe Verbesserungen bei der Mehrarbeit einsetzen.“
„Nicht erst seit gestern wissen wir, dass die Nöte an den Schulen des Landes groß sind. Deshalb ist es jetzt wichtig, dass die Gespräche zum Bildungspakt gestartet sind. Es muss gelingen, schnell erste konkrete Vereinbarungen zu schließen, um die Attraktivität der Arbeit in den Schulen zu verbessern, wohl wissend, dass es insgesamt noch ein langer mühsamer Weg wird, so Michael Blanck, Landesvorsitzender des VBE und stellvertretender Landesvorsitzender des dbb
Auch der Philologenverband zeigte sich zufrieden mit der ersten Sitzung des Bildungspaktes: „Der Auftakt zum Bildungspakt ist ein positives Signal für die Weiterentwicklung der Attraktivität des Lehrerberufes in MV. Wir hoffen auf einen langen Atem der Landesregierung bei den Verhandlungen und den unbedingten Willen mit uns positive Vereinbarungen für die Beschäftigten zu erreichen, sagte Jörg Seifert Landesvorsitzender des Philologenverbandes MV.
Aus Sicht des „Bundesverbandes der Lehrkräfte für Berufsbildung M-V“ (BvLB M-V) sind gute Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten eine Grundvoraussetzung für ein leistungsfähiges Bildungssystem in Mecklenburg-Vorpommern. „Daher ist es ein gutes Signal, dass es heute zur ersten Sitzung des `Bildungspaktes für Gute Schule 2030´ gekommen ist. In konstruktiv kritischer Atmosphäre konnte ein erster Fahrplan abgesteckt werden, um den Vereinbarungen des geschlossenen Bildungspaktes gerecht zu werden. Dass die Landesregierung die Einführung langfristiger Arbeitszeitkonten auf freiwilliger Basis für die Lehrkräfte anbieten möchte, ist zu begrüßen“, so Jost Pommerenke vom BvLB M-V.
Ministerin Martin rechnet dem Bildungspakt gute Chancen aus, die Herausforderungen dieses Jahrzehnts gemeinsam mit Arbeitgeber und Gewerkschaften zu stemmen. „Der `Bildungspakt Gute Schule 2030´ ist bewusst ein Gremium, das sich kontinuierlich mit den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen in unseren Schulen befassen wird“, so Martin. „Deshalb freut es mich auch besonders, dass alle Partner das gleiche Ziel verfolgen: Den Lehrerberuf attraktiver gestalten, die besten Köpfe für das Land gewinnen und den Schülerinnen und Schülern auch in den kommenden Jahren ein erstklassiges Bildungsangebot zu offerieren.“
„Das Land hat in den vergangenen zehn Jahren mehr als 5.000 Lehrerinnen und Lehrer eingestellt. Nie waren so viele junge Menschen im Referendariat wie heute. Aber auch in den kommenden Jahren stehen wir in Konkurrenz zu anderen Bundesländern und müssen deshalb im Interesse der Kinder und Jugendlichen alles dafür tun, die besten Lehrerinnen und Lehrer für uns zu gewinnen. Gleichzeitig müssen wir alle Möglichkeiten nutzen, die Arbeitsbedingungen so gut wie möglich zu gestalten. Der `Bildungspakt Gute Schule 2030´ ist dafür das richtige Instrument.“
Die Partner des „Bildungspaktes für Gute Schule 2030“ sind Vertreterinnen und Vertretern der Landesregierung, des DGB, der GEW, des dbb, des VBE sowie Mitglieder des Philologenverbandes und Vertreter der Berufsschullehrkräfte.