Greifswald – Greifswald will seine Innenstadt als Wirtschaft-, Arbeits-, Wohn- und Tourismusstandort mit hoher Aufenthaltsqualität weiterentwickeln. Die Grundlage hierfür bildet ein neues integriertes Verkehrskonzept, das ab dieser Woche in den bürgerschaftlichen Gremien vorgestellt wird.
Es war in den vergangenen Monaten unter breiter Beteiligung der Öffentlichkeit durch das beauftragte Ingenieurbüro IKS Mobilitätsplanung aus Kassel erarbeitet worden. Im Fokus steht dabei eine umfassende Verkehrsberuhigung mit Vorrang für den öffentlichen Personennahverkehr sowie den Fußgänger- und Radverkehr und eine barrierefreie Gestaltung für alle Nutzergruppen. „Hierbei wird der Straßenraum nicht mehr nur als reine Verkehrsfläche betrachtet, sondern als öffentlicher Raum verstanden, der den verschiedenen Anforderungen entsprechend gestaltet werden soll.“, sagt Bausenatorin Jeannette von Busse. „Damit ist das Verkehrskonzept Innenstadt mehr als ein reines Konzept, welches Empfehlungen gibt, wie und wo der Verkehr in der Innenstadt gelenkt werden soll. Es ist vielmehr als Konzept für Aufenthaltsqualität und Mobilität in einem größeren Kontext zu verstehen.“
So sollen beispielsweise die Straßen in der Innenstadt verstärkt als öffentlicher Raum entwickelt werden, mit dem Ziel, nicht nur die Flächen rund um die Geschäfte attraktiver zu gestalten, sondern auch gesundes Wohnen mit einer hohen Lebensqualität zu fördern. Hierfür müsste vor allem der Kfz-Durchgangsverkehr – insbesondere in der Friedrich-Loeffler-Straße und der Domstraße – reduziert werden. Stattdessen könnte dort ein zusammenhängender Fahrradstraßenring rund um die Fußgängerzone entlangführen.
„Damit können wir die Radinfrastruktur auf den Hauptradrouten weiterentwickeln und die Fahrradstraße qualitativ verbessern. Radfahrende kämen so schneller und bequemer von A nach B, das würde letztlich wiederum den Fußgängern in der Fußgängerzone zugutekommen.“, betonte die Verkehrsplanerin beim Stadtbauamt, Saskia Rösch.
Für die Käthe-Kollwitz-Grundschule solle am Parkplatz Schießwall eine Hol- und Bringezone für die Kinder und Eltern eingerichtet werden. Auf diese Weise würden die „Elterntaxis“ direkt vor der Schule entfallen, die immer wieder zu Konflikten führen. An dem Parkplatz würden zudem eine neue Bushaltestelle und eine Mobilitätsstation eingerichtet.
Gleichzeitig sollen öffentliche Bereiche zeitlich befristet flexibler, unter anderem für Gastronomie- oder Kulturangebote, genutzt werden können „Dies haben wir im Herbst bereits erfolgreich entlang der Brüggstraße getestet.“, erinnert Jeannette von Busse. „Der Versuch stieß durchweg auf positive Resonanz.“ So hatte die Fischereigenossenschaft „Greifswalder Bodden“ auf der frei werdenden Fläche einen Außensitz gestaltet und so ein attraktives Angebot für ihre Gäste geschaffen; die Inhaberin von „Wohnen und Schenken“ konnte mit zusätzlichen Bänken und Pflanzen für ihr Geschäft werben.
Im Zusammenhang mit der Reduzierung des Kfz-Durchgangsverkehrs sieht das Konzept weiterhin vor, die Bewohnerparkbereiche 1 und 2 zu einem Bereich zusammenzulegen, um eine größtmögliche Flexibilität für die Anwohnerinnen und Anwohner zu erreichen. An zentralen Stellen könnten zudem Fahrradabstellanlagen errichtet werden.
„Die im Rahmen der Konzepterarbeitung entwickelten Maßnahmen sind fachliche Empfehlungen, die einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten und einen Baustein hin zu einer Mobilitätswende darstellen.“, betont die Bausenatorin. „Ich hoffe, dass die Politik die Vorschläge mitträgt.“ Sollte die Bürgerschaft dem Verkehrskonzept zustimmen, könnte die Verwaltung zu Jahresbeginn eine entsprechende Prioritätenliste von Maßnahmen erstellen, welche sich zügig und finanzierbar umsetzen lassen. Auch hier werde wieder die Öffentlichkeit beteiligt, versicherte sie.