Schwerin – Um Mecklenburg-Vorpommern für den Schutz seiner Moore neu aufzustellen, soll mittelfristig eine Moorklimaschutzagentur gegründet werden. Dafür tagte heute zum zweiten Mal per Videoschalte die Taskforce Moorschutz.
„Wir starten hier einen Prozess, der uns dem Ziel ‚Klimaneutrales MV bis 2040‘ im Bereich der Moore näherbringt. Moorwiedervernässungen sind sehr komplex. Das betrifft zum Beispiel die Eigentümerstruktur, Hydrologie und Wasserverfügbarkeit, Genehmigungsverfahren, Baumaßnahmen und ggf. nachher eine ‚nasse Nutzung‘ im Sinne etwa der Paludikultur. Es gibt glücklicherweise sehr viele kompetente Akteure für den Moorklimaschutz in Mecklenburg-Vorpommern. Es ist unsere die Aufgabe, diese an einen Tisch zu holen und den Prozess zu steuern. Der Start des Taskforce-Prozesses erfolgte im März mit der ersten Runde.
Nun sollen heute unter anderem die Nutzer- und Schützerverbände einbezogen werden. Dazu kommen die Wasser- und Bodenverbände als sehr wichtige Akteure in der Fläche. Zu der heutigen Taskforce Moorschutz wurden der Bauernverband MV, der Verein „Land schafft Verbindung“, der Landesverband Wasser- und Bodenverbände, der NABU MV, BUND MV, Biopark, der WWF, der Städte- und Gemeindetag, der Landkreistag und der Tourismusverband MV eingeladen. Auch haben wir Betriebe eingebunden, die bereits heute klimagerecht wirtschaften bzw. dies für die nahe Zukunft planen“, sagte der Minister.
Die Rede ist etwa von der Unternehmensgruppe Landboden Glasin GmbH. Der geschäftsführende Gesellschafter Dr. Johann-Christoph Meyer zu Bentrup hat 170 Hektar des Agrarbetriebes mit 5200 Hektar Anbaufläche als potenzielle Eignungsflächen für eine Vernässung identifiziert. Sein Anliegen ist es, Agrarflächen aus der Nutzung herauszunehmen. Die Idee dahinter: Wirtschaftsunternehmen wollen grüner werden, sie sind bereit, in Naturschutzleistungen zu investieren. Der Betrieb verfolgt einen marktwirtschaftlichen Ansatz für mehr Naturschutz, mit dem Agrarunternehmen Gewinne erzielen können.
Neben Meyer zu Bentrup berichten auch die Landwirte Voigt und Bork aus der Praxis. In Neukalen (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) baut Voigt auf einer rund zehn Hektar großen wiedervernässten Versuchsfläche Rohrkolben erfolgreich an. Ludwig Bork hat das Schilfheizwerk in Malchin aufgebaut.
„Die Bereitschaft von Landwirten sowie Wasser- und Bodenverbänden, Flächen aus einer trockenen Nutzung herauszunehmen, ist deutlich gewachsen. Doch häufig fehlen die Ansprechpartner für den steigenden Beratungsbedarf. Genehmigungsprozesse sind meist langwierig. Genau hier soll die neue Moorklimaschutzagentur tätig sein. In enger Zusammenarbeit mit dem Greifswalder Moor Centrum und der Landgesellschaft MV sollen bestehende Kompetenzen, Akteure und Projekte im Moorschutz gebündelt und vernetzt werden, sagte Backhaus.
Die Landesregierung setzt sich auf EU-Ebene dafür ein, dass GAP-Zahlungen die Wiedervernässung von Flächen in landwirtschaftlicher Nutzung auf entwässerten Böden zunehmend unterstützen.
Moorschutz spielt bei der Entwicklung des Klimaschutzgesetzes eine wesentliche Rolle. „Immerhin stammen rund 30 Prozent aller Treibhausgasemissionen aus trockenen Mooren und bilden damit die größte Treibhausgaseinzelquelle. Daher ist klar, dass die Moore nass werden müssen. Hierfür brauchen wir nachhaltige Nutzungsalternativen für die Landwirtschaft. Genauso klar ist, dass wir eine natürliche Landnutzung brauchen“, sagte Backhaus. Hierzu gibt es am 25. Juni eine Auftaktveranstaltung beim Landeszentrum für erneuerbare Energien Mecklenburg-Vorpommern (Leea) in Neustrelitz. Sie richtet sich an Verbände, Vertretungsgremien, Unternehmen, Kommunen und interessierte Bürgerinnen und Bürger.