Schwerin – Der Landesbaupreis Mecklenburg-Vorpommern 2022 ist im Plenarsaal des Landtages im Schweriner Schloss – dem Siegerprojekt des vorherigen Wettbewerbs 2019 – verliehen worden.
Zum zwölften Mal hat der Wettbewerb um den renommierten Preis Siegerinnen und Sieger hervorgebracht. Ausgelobt wurde er erstmals in acht Kategorien gemeinsam vom Ministerium für Inneres, Bau und Digitalisierung, der Architektenkammer, der Ingenieurkammer und dem Bauverband Mecklenburg-Vorpommern. Eine Fachjury hat alle 53 eingereichten Projekte geprüft und bewertet.
In der Kategorie Stadtplanung gewann nach einem städtebaulichen Wettbewerb der Stadt Schwerin das Büro MKK Architekten mit dem Projekt Neues Wohnen am Lankower See. Laut Jury ist es hier auf eindrückliche Weise gelungen, die innerstädtische Brachfläche in ein Wohnquartier mit eigenständiger Architektursprache von hoher gestalterischer Qualität zu entwickeln.
In der Kategorie Landschaftsarchitektur bekam das Büro Proske Landschaftsarchitekten den Preis für die Neugestaltung des ehemaligen Lagergeländes in der KZ-Gedenkstätte Wöbbelin. Hier überzeugte die gestalterische Idee für den behutsamen Umgang mit der Geschichte des Ortes.
Die Preisträger der Kategorie Konstruktiver Ingenieurbau IBD Ingenieurgesellschaft und Stutz und Winter wurden für die Brücke über den Ostorfer See zwischen den Halbinseln Dwang und Krösnitz prämiert. Die Jury würdigte neben der optimalen Verbindung der vorhandenen Radverkehrsverbindungen die besondere technische Ästhetik des Bauwerks, das die beiden ankommenden Wege aus fahrdynamischer Sicht sehr gut aufnimmt.
In der Kategorie Tragwerksplanung gewann die Firma Montra Bauplanung. Sie zeichnet für das Tragwerk des Wohn- und Geschäftshauses Schröderstraße 18 in Rostock verantwortlich. Die Jury bescheinigte dem Statiker-Team eine mutige innovative Tragwerkslösung, den sichtbaren Kubus des Gebäudes auf einem dreieckigen Grundstück abzusetzen.
In der Kategorie Technische Gebäudeausrüstung siegte die Planungsgruppe KMO Ingenieur-Gesellschaft Eutin. Mit dem Neubau der Amtsscheune in Zarrentin konnte ein Nahezu-Null- Energiegebäude geplant und gebaut werden, in dem Wärme und Kälte durch oberflächennahe Geothermie und Strom zum großen Teil über die eigene Photovoltaikanlage auf dem Dach erzeugt werden.
Für den Um- und Ausbau des ehemaligen Offizierskasinos in Schwerin erhielt das Büro Kirsten Schemel Architekten den Preis in der Kategorie Innenarchitektur. Die Jury überzeugte, dass durch die Entfernung fast aller Wände quer zur Sichtachse mit edlen Materialien ein großzügiges Raumkontinuum mit Blick auf das malerische Schlossensemble geschaffen wurde.
Die Amtsscheune in Zarrentin am Schaalsee gewann auch in der Kategorie Architektur. Das Gesamtkonzept, realisiert vom Büro PPP Architekten + Stadtplaner aus Lübeck, begeisterte die Jury. Vor allem die klare architektonische Formensprache der modernen Ausführung im historischen Kontext überzeugte.
Bauminister Christian Pegel würdigte den Wettbewerb als beeindruckende Leistungsschau der Bauschaffenden des Landes und sagte: „Wieder einmal haben die Architekten, Ingenieurinnen und Bauunternehmen gezeigt, was hohe Baukultur im Norden bedeutet, nämlich Innovationen, Qualität und Klimabewusstsein mit sozialen, ökologischen und ökonomischen Bezügen. Ich bin sicher, dass die Siegerprojekte und der Wettbewerb als Ganzes einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Prozess der Verständigung über qualitative Werte und Ziele des Bauens leistet.“
Christoph Meyn, Präsident der Architektenkammer, verwies auf die identitätsstiftende Funktion von guter Architektur: „Die Einschätzung, was gute Architektur ausmacht, ist individuell sehr unterschiedlich. Fast immer hat sie nicht nur eine ästhetische, sondern auch eine persönliche Dimension. Unser Wettbewerb veranschaulicht beispielhaft, wie wir in Mecklenburg-Vorpommern wohnen und arbeiten wollen. Ich freue mich auf die weitere Debatte über Baukultur im Nordosten.“
Dr. Gesa Haroske, Präsidentin der Ingenieurkammer, benannte Herausforderungen wie Mobilität, Ressourcen oder Klimawandel. „Der Wettbewerb hat gezeigt, dass diese Themen heute drängender denn je sind. Ingenieure müssen Ideen entwickeln und Lösungsansätze finden, von denen auch folgende Generationen noch profitieren können. Es geht um ökologische Nachhaltigkeit, Funktionalität und handwerkliche Qualität. Es geht aber auch um Sichtbarkeit. Mich freut, dass durch die Neuausrichtung unseres Landesbaupreises die Einzeldisziplinen stärker wahrgenommen werden.“
Thomas Maync, Präsident des Bauverbandes, bezeichnete die Bauindustrie als eine Schlüsselbranche für die großen Herausforderungen unserer Zeit: „Schaffung und Erhalt eines attraktiven Lebensumfeldes sehen wir in Bezug auf den Wohnungsbau und die Infrastruktur als eine der wichtigsten Aufgaben für die Zukunft. Der Wettbewerb zeigt, dass es gelingen kann, hier einen Einklang zwischen Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu erzielen.