Rostock – „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ ist eine Gemeinschaftsaktion des Ministeriums für Justiz, Gleichstellung und Verbraucherschutz und dem Landesinnungsverband des Bäcker- und Konditorenhandwerks Mecklenburg-Vorpommern. Die Aktion ist Teil der Internationalen Woche gegen Gewalt an Frauen und Kindern. Gleichstellungsministerin Jacqueline Bernhardt eröffnete die Aktionswoche in Rostock-Warnemünde. Mit dabei waren auch die Landesbeauftragte für Frauen und Gleichstellung der Landesregierung Wenke Brüdgam sowie Landesinnungsmeister Matthias Grenzer.
Gleichstellungsministerin Jacqueline Bernhardt: „Leider müssen wir noch immer solche Aktionswochen starten. Leider gibt es noch immer Gewalt, speziell gegen Frauen und Mädchen. Wir müssen aufrütteln, die Gewalt ansprechen und den Opfern einen Ausweg bieten. Die Aktion ‚Gewalt kommt nicht in die Tüte‘ mit dem Landesinnungsverband des Bäcker- und Konditorenhandwerks ist eine sehr gute Idee.
Auf 70.000 Brötchentüten steht eine wichtige Telefonnummer, die Hotline gegen Gewalt. Diese Hotline wollen wir noch bekannter machen. Denn wir sehen an den Polizeilichen Kriminalstatistiken*, dass die Anzahl erfasster Fälle von häuslicher Gewalt zunimmt. Im Jahr 2017 wurden in Mecklenburg-Vorpommern demnach 1.556 Fälle häuslicher Gewalt erfasst. Letztes Jahr waren es rund 400 Fälle mehr bei 1.964 erfassten Fällen. 225 der davon betroffenen Frauen haben letztes Jahr Zuflucht in einem der neun Frauenschutzhäuser gesucht.
Die rot-rote Landesregierung stärkt daher die Frauenschutzhäuser. Das Beratungs- und Hilfenetz wurde voriges Jahr mit 2,7 Millionen Euro unterstützt. Wir tolerieren keine Gewalt. Noch in dieser Legislaturperiode erarbeiten wir eine Landesstrategie zur Umsetzung der Istanbul Konvention und entwickeln somit den Landesaktionsplan zur Bekämpfung häuslicher und sexualisierter Gewalt weiter“, so Ministerin Bernhardt.
Wenke Brüdgam Landesbeauftragte für Frauen und Gleichstellung: „Die steigenden Zahlen zeigen, dass durch immer mehr Öffentlichkeit das Dunkelfeld aufgehellt wird. Doch noch immer finden nicht alle Betroffenen den Weg ins Beratungs- und Hilfenetz. Mit der Aktion wollen wir Barrieren abbauen und das Stigma immer mehr beseitigen. Grundsätzlich ist die gesamte Gesellschaft gefragt.
Nicht wegsehen und Hilfe anbieten kann jede und jeder. Betroffene, aber auch Zeuginnen und Zeugen sollten niemals zögern, professionelle und engagierte Hilfe zu aktivieren. Das sollte so selbstverständlich sein wie Brötchen holen. Aus diesem Grund liegen auch in den rund 70 teilnehmenden Bäckereifilialen Flyer zum Mitnehmen aus, die in Hausfluren aufgehängt werden können.“
Landesinnungsmeister Matthias Grenzer: „Gewalt ist inakzeptabel. Betroffene dürfen nicht schweigen, wenn sie ihre Situation ändern wollen. Der Kontakt zu einem qualifizierten Hilfsangebot ist oft der erste Schritt für einen Ausweg aus häuslicher Gewalt. Wir möchten Betroffene ermutigen, diesen Schritt zu gehen“, so Landesinnungsmeister Matthias Grenzer. „Mit unserer Aktionstüte wollen wir aber auch aufrütteln und erreichen, dass sich möglichst viele Menschen mit dem Thema beschäftigen und einen wachsamen Blick auf ihr Umfeld haben, um Gewalttaten zu verhindern.“
*Aus den Polizeilichen Kriminalstatistiken 2017 und 2022, Straftatengruppen „Straftaten gegen das Leben“, „Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung“ und „Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit“ sowie die zur Tatzeit bestandenen Opfer-Tatverdächtigen-Beziehungen „Partnerschaften“, „Familie“ oder „sonstige Angehörige“ und „in einem gemeinsamen Haushalt lebend“.