Warnemünde – „Lebensmittel stationär und online: Chancen und Herausforderungen für regionale Produzenten“ lautete das Kernthema auf dem 3. Norddeutschen Ernährungsgipfel, der in Rostock-Warnemünde stattfand.
„Die Ernährungswirtschaft ist in Mecklenburg-Vorpommern eine der wichtigsten Branchen des verarbeitenden Gewerbes im Land. Das Rezept für die weitere positive Entwicklung der Branche ist die gesunde Mischung aus mittelständischen traditionellen Unternehmen und Ernährungskonzernen bei uns im Land. Immer mehr Verbraucher setzen ihren Fokus auf die Herkunft der Produkte. Regionalität spielt eine große Rolle. Um die Wettbewerbsfähigkeit weiter zu verbessern, ist innovatives Handeln bei der Erschließung neuer Märkte und Abnehmer sowie der Herausbildung von Kooperationen gefragt. Es ist wichtig, das regionale Potential der Unternehmen noch besser zu nutzen. Das verlängert regionale Wertschöpfungsketten vor Ort“, sagte der Minister für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Harry Glawe vor Ort. „Wir haben eine Vielzahl leistungsstarker Unternehmen, die in herausragender Qualität produzieren. Das wollen und müssen wir einer noch breiteren Öffentlichkeit bekannt machen und unterstützen deshalb die heimischen Betriebe bei der Vermarktung.“
Das Wirtschaftsministerium unterstützt unter anderem zwei Projekte des Vereins Agrar- und Ernährungswirtschaft Mecklenburg-Vorpommern. So soll unter anderem eine landesweite Warenbörse für Fachkunden unter dem Titel „Regional + Bio aus MV“ im Zweijahresrhythmus etabliert werden. Händler aus unterschiedlichen Regionen erlangen so die Möglichkeit, eine möglichst hohe Anzahl von Produkten aus Mecklenburg-Vorpommern komprimiert an einem Ort kennen zu lernen. In Verbindung mit den Warenbörsen ist die Auslobung eines Wettbewerbs „Produktleuchttürme aus M-V“ geplant. Das Projekt soll bis zum Jahr 2022 laufen und wird bei Gesamtkosten in Höhe von knapp 267.000 Euro aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ vom Wirtschaftsministerium voraussichtlich in Höhe von knapp 200.000 Euro unterstützt.
„Mit einer gemeinsamen Marke – dem Leuchtturm – kann der Werbeeffekt erheblich verstärkt werden. Das hilft vor allem auch kleineren Lebensmittelproduzenten aus Mecklenburg-Vorpommern, die oftmals nicht die Kapazitäten haben, überregional zu werben. So wird die wirtschaftliche Basis der Betriebe und damit der Branche insgesamt gestärkt“, sagte Glawe.
Zudem wird die bereits bestehende Produktdatenbank weiterentwickelt. Bislang war diese ausschließlich Großküchen im Gesundheitssektor und Wellnesshotels zugänglich, um beispielsweise laktose- und glutenfreie sowie vegane Produktanbieter aus Mecklenburg-Vorpommern zu finden. Bislang waren rund 40 Produzenten mit rund 1.000 Produkten und 30 Großküchen registriert. Nun soll die Datenbank erheblich erweitert werden. Ziele sind beispielsweise, online-Shops für regionale Produkte zu bündeln, die Datenbank auch Privatkunden zugänglich zu machen sowie die Werbung zu intensivieren. Das Wirtschaftsministerium unterstützt das Vorhaben aus Landesmitteln in Höhe von knapp 128.000 Euro bei Gesamtinvestitionen in Höhe von 170.000 Euro.
„Das ist eine ideale Plattform für alle Produzenten aus Mecklenburg-Vorpommern – vom Kleinstbetrieb bis zum großen Unternehmen. Zugleich wird die große Vielfalt heimischer Lebensmittel eindrucksvoll deutlich. Der Einstieg in das online-Geschäft ist ein steiniger Weg. Aber es wird immer wichtiger werden, sich darauf einzulassen. Neue Zielgruppen können besser erschlossen werden. Wichtig ist es, die Chancen zu nutzen“, machte Glawe deutlich.
Die Marketinggesellschaft der Agrar- und Ernährungswirtschaft Mecklenburg-Vorpommern e.V. (AMV) wurde im Jahr 2000 als Initiative der Wirtschaft gegründet und hat sich als überregionales Netzwerk für die Unternehmen der Ernährungswirtschaft des Landes Mecklenburg-Vorpommern etabliert. Der Verein ist für Erzeuger, Veredler und Hersteller von Nahrungs- und Genussmitteln tätig. Mit seinen derzeit 68 Mitgliedsunternehmen bündelt er mehr als 5.200 Arbeitskräfte der Branche mit einem Umsatz von jährlich rund 1,5 Milliarden Euro.
Die umsatzstärkste Branche im verarbeitenden Gewerbe im Land ist die Ernährungswirtschaft. Sie steht auch weiterhin für mehr als ein Drittel des gesamten Umsatzes im verarbeitenden Gewerbe in Mecklenburg-Vorpommern. Derzeit sind in den 89 Betrieben mit mehr als 50 Mitarbeitern insgesamt über 14.800 Mitarbeiter beschäftigt. Die Branche erwirtschaftete dabei einen Jahresumsatz von rund 4,3 Milliarden Euro. Zu den bedeutendsten Produktionsbereichen gehören die Backwarenindustrie, die Fleischverarbeitung, die Milchverarbeitung, die Fischverarbeitung und die Getränkeherstellung. Die Vielzahl der Betriebe zählt allerdings zu den mittelständischen Unternehmen.
Im Land sind wichtige Tochterunternehmen von internationalen Konzernen ansässig, beispielsweise die Dr. Oetker Tiefkühlprodukte GmbH in Wittenburg und die Pfanni GmbH & Co. KG in Stavenhagen. Hierzu kamen in den vergangenen Jahren Ansiedlungen und Investitionen von Unternehmen der Ernährungsbranche. Dazu zählen insbesondere der Bau einer Betriebsstätte für Lebensmittelzusatzstoffe der SternMaid GmbH in Wittenburg, die Errichtung eines Edeka-Fleischwerkes in Valluhn, die Ansiedlung der Süßwarenhersteller Toffee Tec GmbH und Sweet Tec GmbH in Boizenburg oder des Nescafé Dolce-Gusto-Werkes in Schwerin.
Veranstalter des Ernährungsgipfels war die Marketinggesellschaft der Agrar- und Ernährungswirtschaft Mecklenburg-Vorpommern e.V. (AMV) gemeinsam mit ihren Partnern pro agro – Verband zur Förderung der ländlichen Entwicklung in der Region Brandenburg-Berlin e.V., foodactive e.V. – Das Ernährungsnetzwerk der Metropolregion Hamburg und der Marketinggesellschaft der niedersächsischen Land- und Ernährungswirtschaft e.V.