Schwerin – „Nachhaltiges Handeln lässt sich nicht verordnen“, sagte Mecklenburg-Vorpommern Umweltminister Dr. Till Backhaus heute im Landtag in Schwerin in Reaktion auf einen Antrag der Fraktion DIE LINKE zum Thema „Lebensmittelverschwendung stoppen“. „Sicherlich hat Mecklenburg-Vorpommern noch Potenziale, insbesondere was die gesetzliche Verankerung des Themas angeht. Um spürbare und langfriste Erfolge zu erzielen, brauchen wir aber ein Umdenken in der Gesellschaft. Deshalb legt die Landesregierung den Fokus auf die Verbraucherbildung und die Aufklärungsarbeit sowie den Austausch mit den betroffenen Verbänden.“
Regelmäßige Gespräche finden unter anderen mit Vertretern der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, der Verbraucherzentrale, der Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Mecklenburg-Vorpommern, den Landfrauen und der Agrarmarketinggesellschaft statt. „In den Gesprächen werden vorbildliche Strategien und Praktiken zur Vermeidung von Nahrungsabfällen vorgestellt und diskutiert. Für mich sind die Verbände wichtige Partner, wenn es darum geht, innovative Lösungsansätze in der gesamten Wertschöpfungskette, also bei den Landwirten, Händlern, Gastronomen und Endverbrauchern, zu verankern und eine Verhaltensänderung anzuschieben – und zwar auf freiwilliger Basis.“
Warum ein ganzheitlicher Ansatz wichtig ist, begründete Backhaus so: „In der Landwirtschaft werden Erzeugnisse, die nicht marktfähig sind, nicht geerntet, weil sie in Form, Farbe oder Größe abweichen und zu niedrige Preise erzielen. Der Handel entsorgt Lebensmittel kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums. In Kantinen müssen Buffetreste aus hygienischen Gründen entsorgt werden. Verbraucher kaufen oder kochen zu viel oder lagern Lebensmittel falsch. Jedes achte Lebensmittel, das wir in Deutschland einkaufen, landet in der Tonne. Pro Person und Jahr sind das durchschnittlich 82 Kilogramm Lebensmittel. Kurz gesagt: Alle tragen zu diesem Problem bei und nur gemeinsam können wir es lösen!“
Richtungsweisend seien für Mecklenburg-Vorpommern natürlich auch die Initiativen auf nationaler und internationaler Ebene, ergänzte Backhaus. In seinem „Fahrplan“ für ein ressourcenschonendes Europa hat die Europäische Kommission beschlossen, der Lebensmittelverschwendung in Europa Einhalt zu gebieten. Demnach sollen die Mitgliedstaaten im Rahmen der Novellierung der europäischen Abfallrichtlinie dazu verpflichtet werden, ihre Lebensmittelabfälle bis zum Jahr 2025 um 30 Prozent zu reduzieren. Das entspricht einer Reduktion von geschätzten 90 auf 63 Millionen Tonnen.
Im Bereich der Verbraucherbildung wird die erfolgreiche Initiative „Zu gut für die Tonne!“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft genutzt. Die dort verfügbaren Informationen und Materialien machen Bürgerinnen und Bürgern aus allen Lebenswelten auf den Wert von Lebensmitteln, die Folgen der Verschwendung und Möglichkeiten zu der Vermeidung aufmerksam.
Auch unterstützt das Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommern die „Nationale Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung“.
Das Thema gesunde Ernährung und Ernährungskompetenz, dazu gehört auch das Bewusstsein für den Wert von Lebensmitteln, ist integraler Bestandteil der Landespolitik. Die Förderung der Gemeinschaftsverpflegung, ob für Vorschulkinder, Schüler oder Senioren, ist ein wirkungsvolles Beispiel neben vielen anderen. Bisher haben 18 Kitaeinrichtungen und 7 Caterer, die 18.300 Kinder versorgen, das Zertifizierungsverfahren erfolgreich absolviert.
Minister Backhaus kündigte an, das Thema „Lebensmittelwertschätzung“ in diesem Jahr zum zentralen Thema auf der Mecklenburgischen Landwirtschaftsausstellung (MeLa) in Mühlengeez zu machen. Im Oktober soll es einen Runden Tisch mit Vertretern des BMEL und des Vereins „United Against Waste e.V. und Akteuren aus MV geben, bei dem das Problem in der Außer-Haus-Verpflegung erörtert wird.