Linstow – Die Verschärfung der Düngeverordnung wird kommen. Daran ließ Mecklenburg-Vorpommerns Minister für Landwirtschaft und Umwelt Dr. Till Backhaus heute auf dem Boden- und Düngungstag 2020 in Linstow keinen Zweifel. „Deutschland muss endlich wirksam etwas gegen die Belastung der Gewässer mit Nitrat tun. Brüssel verhandelt nicht mehr, sondern macht uns Vorgaben, die wir umzusetzen haben“, so Backhaus. Die Proteste der Landwirte könnten daran nichts ändern. Dennoch sei es wichtig, die Veränderungen im Dialog mit den Landwirten zu gestalten.
Backhaus betonte, dass die Qualität des Grundwassers in Deutschland zu den schlechtesten in Europa gehört. Auch in Mecklenburg-Vorpommern bestehe Handlungsbedarf, wenn auch nicht so massiv wie in anderen Bundesländern. Rund 18 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche (248. 000 Hektar) befindet sich auf Grundwasserkörpern, die 2015 aufgrund von Nitrat als schlecht bewertet wurden. Nach geltender Rechtslage (Grundwasserverordnung) wird der Zustand eines Grundwasserkörpers zukünftig als „schlecht“ bewertet, wenn eine signifikante Belastung auf 20 Prozent vorher 33 Prozent) der Fläche festgestellt wird.
Aktuell wird das Grundwasser an 350 Standorten im Land oberflächennah überwacht. Hinzu kommen Messstellen in tieferen Sedimentschichten. Summiert betrachtet, wird die Grundwasserbeschaffenheit in Mecklenburg-Vorpommern an 381 Standorten untersucht. Der Bau weiterer knapp 50 Messstellen bis 2024 ist in Vorbereitung. „Auch das erweiterte Messnetz ist aber nicht geeignet, um belastete Gebiete verursachergerecht zuzuordnen“, sagte Backhaus. Dies wäre aber notwendig um gezielte Maßnahmen ergreifen zu können.
Backhaus sprach sich deshalb für eine bundeseinheitliche Methode zur Festlegung belasteter Gebiete aus. Die Ausweisung ganzer Grundwasserkörper bestrafe seiner Meinung nach auch diejenigen Landwirte, die in diesem Bereich bereits eine nitratreduzierte Düngung praktizieren bzw. bei denen keine Grenzwertüberschreitungen im Sickerwasser festzustellen sind. Um eine Binnendifferenzierung innerhalb eines Grundwasserkörpers zu erreichen müsse neben der Bewirtschaftung beispielsweise auch die Anstromrichtung des Wassers sowie die Bodenverhältnisse und die Düngung berücksichtigt werden. Gemeinsam mit dem Kreisbauernverband Nordwestmecklenburg gebe es bereits ein Pilotprojekt, dass die Zusammenhänge zwischen Bewirtschaftung und Gewässerbelastung klären soll. Insgesamt 78 Betriebe stellten dafür ihre Daten bereit.
Ebenso wichtig sei in diesem Zusammenhang der Bodenschutz, ergänzte Backhaus. Gute Böden reinigten das Wasser und sind für die Qualität des Grundwassers und für die Trinkwassergewinnung von besonderer Bedeutung. Darüber hinaus sind vitale Böden die Basis für die Erzeugung von Nahrungs- und Futtermitteln sowie nachwachsende Rohstoffe und damit, wie das Wasser auch, die Lebensgrundlage für Menschen, Tiere und Pflanzen.
„Da Böden sensibel und eingetretene Schäden nur bedingt und mit hohem Aufwand behebbar sind, kommt der Vorsorge beim Bodenschutz eine große Bedeutung zu. Es gilt, die hohe Fruchtbarkeit der landwirtschaftlichen Böden in Mecklenburg-Vorpommern und Deutschland zu erhalten bzw. sofern erforderlich, zu verbessern“, betonte der Minister. Als größte Herausforderungen nannte er Flächeninanspruchnahmen, Bodenversiegelungen, Bodenerosion, Bodenverdichtung, Erhalt der organischen Substanz und Schadstoffeinträge.
Abschließend sprach sich Backhaus dafür aus, dass besondere Potenzial von Moorböden für den Klimaschutz noch stärker zu nutzen und zu fördern. Einschlägige Förderprogramme müssten für einen wirksamen Moorbodenschutz weiterentwickelt und ausreichend finanziell abgesichert werden. Bund und Länder arbeiteten unter anderem an einer Zielvereinbarung, um Betrieben bei der Umstellung auf nasse und damit klimaverträglichere Nutzungen zu helfen.
In Mecklenburg-Vorpommern sind entwässerte Moore Backhaus zufolge mit Abstand die größte Treibhausgas-Einzelquelle mit rund 6 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten/Jahr. Die Einsparung durch Windkraft (on- und offshore) liege bei ca. 2 Millionen Tonnen. „Man müsste also die Windkraft verdreifachen oder jedes Jahr 750 Hektar aufforsten, um nur die derzeitigen Emissionen der Moore auszugleichen. Um Deutschland bis 2050 klimaneutral zu machen, müsste die Wiedervernässungsgeschwindigkeit sogar verzehnfacht werden“, resümierte der Minister.