Drese weist auf dramatische Auswirkungen für die Kindes-Entwicklung hin / 10.000 Neugeborene jährlich betroffen
Rostock – Gesundheitsministerin Stefanie Drese fordert größere gesamtgesellschaftliche Anstrengungen beim Kampf gegen Alkoholmissbrauch und Alkoholsucht. „Eine besonders schockierende und dennoch noch viel zu wenig bekannte Schädigungsfolge ist die Fetale Alkoholspektrumstörung (FASD), auf die viel mehr Aufmerksamkeit gelegt werden muss“, sagte Drese zum Auftakt des Fachtages „FASD und Schule“, der heute in Rostock stattfindet.
Veranstaltet wird der Fachtag von der FASD Beratungsstelle des Diakonie Rostocker Stadtmission e.V., dem Verein FAS(T)D perfekt MV e.V. und dem Gesundheitsamt der Hansestadt Rostock. FASD ist ein Sammelbegriff für eine Reihe von Schädigungen eines Kindes, die durch Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft verursacht werden. Sie gilt bundesweit als die häufigste aller angeborenen Erkrankungen.
Drese verdeutlichte, dass in Deutschland jährlich etwa 10.000 Kinder geboren werden, die aufgrund des Alkoholkonsums der Mutter während der Schwangerschaft schwere, irreversible Entwicklungsstörungen aufweisen. „Wird das Gehirn eines ungeborenen Kindes durch den Alkoholkonsum der Mutter geschädigt, muss es zeitlebens unter den Folgen leiden“, wies die Ministerin auf die Dramatik der Krankheit hin.
Die damit einhergehenden Beeinträchtigungen unterschiedlicher Funktionen des Gehirns könnten sich überall im Alltag bemerkbar machen. Probleme beim Lernen bzw. eine Intelligenzminderung hätten beispielsweise häufig einen Schulabbruch zur Folge. Ist das Sozialverhalten beeinträchtigt, fallen die Betroffenen unter Umständen dadurch auf, dass sie sich nicht an Regeln halten können. Häufig gelten sie zudem als aggressive, impulsive und hyperaktive Menschen. Auch kann Menschen mit FASD der Aufbau und die Pflege von Beziehungen schwerfallen.
„Hilfen müssen auf vielfältige Weise erfolgen“, betonte Drese. „Die betroffenen Kinder und Jugendlichen müssen in Kitas, Schulen und in Zusammenarbeit mit therapeutischen Einrichtungen eng begleitet und gezielt gefördert werden und es muss immer wieder darauf hingewiesen werden, dass sie mehr Unterstützung als andere Kinder brauchen, um soziale Defizite auszugleichen.“ Dabei müsse die gesamte Familie umfassend unterstützt werden auch mit Blick darauf, dass viele Kinder mit FASD in einer Adoptiv- oder Pflegefamilie leben, die oftmals auf diese Herausforderungen nicht vorbereitet seien.
Eine besondere Bedeutung haben nach Angabe von Drese Prävention und Aufklärung. „Denn durch den Verzicht auf den Konsum von Alkohol während der Schwangerschaft kann FASD vermieden werden“, so die Ministerin. Mit den rund 30 Suchtberatungsstellen und den über 40 Schwangerschaftsberatungsstellen gebe es Anlaufstellen im gesamten Land. Drese: „Jede und jeder kann in seinem Umfeld auf diese wichtigen Hilfsangebote hinweisen. Auch nach der Geburt gibt es für Familien in schwierigen Lebenslagen die Möglichkeit, im Rahmen des Landesprogramms Frühe Hilfe durch geschulte Familienhebammen kostenlos beraten und begleitet zu werden.“
Die Ministerin hob zudem hervor, dass es seit 2023 eine spezielle Beratungsstelle für FASD bei der Rostocker Stadtmission gibt. „Mein Dank geht an die Diakonie für dieses wichtige Hilfsangebot und an alle, die das Thema FASD aus dem Dunkeln holen und sich mit Expertise und Engagement um die Kinder und Familien kümmern“, sagte Drese zum Start des Fachtages.