Backhaus: Grund- und Trinkwasserversorgung in M-V auf hohem Niveau

Schwerin – In Mecklenburg-Vorpommern sind genügend nutzbare Grundwasservorräte vorhanden, um die Menschen auch in Zukunft dauerhaft mit ausreichend Trinkwasser in sehr guter Qualität zu versorgen, betonte Mecklenburg-Vorpommern Umweltminister Dr. Till Backhaus heute bei einem Pressegespräch an seinem Dienstsitz in Schwerin. Anlässlich des bevorstehenden Tags des Wassers am 22. März informierte er über die vom Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie (LUNG) entwickelten Steckbriefe zu den 375 Grundwassermessstellen des Landesmessnetzes. Sie geben wesentliche Informationen zur Grundwasserbeschaffenheit am jeweiligen Standort und können ab sofort online abgerufen werden.

„Das Interesse an diesen Daten ist groß. Sie werden von Privatpersonen, Wasserversorgern, Gesundheitsämtern, dem Pflanzenschutzdienst und Landwirten immer wieder nachgefragt“, so Backhaus. Die Steckbriefe enthalten unter anderem Informationen zur geografischen Lage der Messstelle, der Anstromrichtung des Grundwassers, Belastungen, sofern vorhanden, darunter Nitrat, Sulfat und Chlorid, sowie eine Einschätzung zur Belastungssituation durch den Vergleich mit Grenz- oder Schwellenwerten.

Von den insgesamt 375 Grundwassermessstellen im Land gehören 158 Messstellen dem operativen Messnetz an und werden zweimal jährlich beprobt. 217 Messstellen sind dem Überblickmessnetz zugeordnet und werden jährlich beprobt.

„Die Steckbriefe sollen auch den Einfluss der Landnutzung auf das Grundwasser weiter aufklären. Denn erst die Zusammenschau verschiedener Parameter kann einen stimmigen Hinweis auf die Ursache für Beeinträchtigungen geben. Mit Hilfe der gesammelten Daten können wir z. B. auch die Landwirte vor Ort besser beraten“, erklärte Minister Backhaus.

Der Minister betonte aber auch, dass die Wasserversorger Trinkwasser in Mecklenburg-Vorpommern in bester Qualität liefern. Das läge vor allem daran, dass das zur Trinkwasseraufbereitung genutzte Grundwasser in Mecklenburg-Vorpommern überwiegend aus dem zweiten Grundwasserleiter gewonnen. Dieser liegt 20 bis 100 Meter tief in Erde und ist damit vor menschlichen Einflüssen noch gut geschützt. Es müsse aber auch Vorsorge getroffen werden, sodass Schad- und Nährstoffe nicht im zweiten Grundwasserleiter ankommen. Deshalb sei es so wichtig, nur bedarfsgerecht zu düngen und Pflanzenschutzmittel einzusetzen. „Eine gesundheitliche Gefährdung der Bevölkerung durch den Gebrauch von Trinkwasser ist aber ausgeschlossen!“, versicherte er.

Auch seien die nutzbaren Grundwasservorräte nicht gleichmäßig im ganzen Land verteilt, räumte Backhaus ein. In den östlichen Landesteilen gebe es deutlich weniger nutzbare Reserven als in den westlichen Landesteilen. Dies habe geologische Gründe. Bereiche mit oberflächennaher Versalzung und/oder fehlenden Grundwasserleitern häuften sich in Vorpommern. Vor allem der Küstenraum sei durch die Gefahr des Eindringens von Salzwasser in küstennahe Süßwasserbereiche und die natürliche Binnenversalzung benachteiligt. Das größte zusammenhängende Ressourcengebiet liege westlich von Schwerin. Auch im Bereich der Feldberger Seenplatte gebe es gute Grundwasservorräte.

„Damit auch künftig überall im Land eine dauerhafte Versorgung der Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser gewährleistet werden kann, bedarf es einer nachhaltigen Bewirtschaftung des Grundwassers. Dazu gehört unter anderem die Minderung von Stoffeinträgen, die Ausweisung von Wasserschutzgebieten, der Ausbau des Landesmessnetzes, auch auf landwirtschaftlichen Flächen, sowie die Sanierung von Altlasten“, kommentierte Backhaus.

Gegenwärtig bestehen hierzulande ca. 400 Wasserschutzgebiete mit einer Flächenausdehnung von rund 3 700 km². Dies entspricht 16 % der Landesfläche. Davon wurden 350 Wasserschutzgebiete auf der Grundlage des Wasserrechts der DDR festgesetzt und durch das Landeswassergesetz in ihrer Gültigkeit bestätigt. Seit der Wende wurden im Land 51 Wasserschutzgebiete neu festgesetzt.

Zwischen 2007 und 2017 hat das Land zudem mit 8,3 Millionen Euro Vorhaben der Qualitätssicherung der öffentlichen Wasserversorgung unterstützt.

Die Situation der Grund- und Trinkwasserversorgung in Mecklenburg-Vorpommern sowie bisherige Maßnahmen zu deren Schutz werden in der aktuellen Trinkwasserversorgungskonzeption des Landes umfassend beschrieben. Die Konzeption ist die Fortführung des Generalplans Trinkwasserversorgung M-V von 1994. Der erste Teil der Konzeption, ein Statusbericht, wurde heute durch Minister Backhaus in Schwerin offiziell vorgestellt. Der zweite Teil wird derzeit erarbeitet und konzentriert sich auf die weitere Entwicklung der Trinkwasserversorgung bis 2040.

„Die öffentliche Trinkwasserversorgung ist eine kommunale Pflichtaufgabe und wesentlicher Bestandteil der Daseinsvorsorge. Sie hat in unserem Land einen sehr hohen Stand erreicht und wird gegenwärtig von 53 Wasserversorgungsunternehmen unterschiedlicher Organisationsformen abgesichert und erfolgt aus 390 Wasserwerken. Derzeit können 99,7 % der Bevölkerung von M-V aus dem öffentlichen Netz mit Trinkwasser versorgt werden, das zu 85 Prozent aus dem Grundwasser entnommen wird. 13 Prozent des Trinkwassers werden aus Oberflächenwasser und 2 Prozent aus Uferfiltrat gewonnen“, so der Minister.

Den größten Schwerpunkt des Landes in der Wasserversorgung bilde das Wasserwerk Rostock, das ca. 231.000 Einwohner der Stadt und Umlandgemeinden mit Trinkwasser aus der Warnow versorgt. Die direkte Entnahme von Oberflächenwasser zur Trinkwassergewinnung, wie sie in Rostock erfolgt, sei fast einzigartig in Deutschland, erläuterte er.

„Mit dem Anschlussgrad an die Trinkwasserversorgung liegen wir noch über dem bundesweiten durchschnittlichen Anschlussgrad von 99,3 %“, informierte Minister Backhaus. Ein Anschlussgrad von 100 % werde in dem bundesweit am schwächsten besiedelten Land M-V (Bevölkerungsdichte M-V: 69 EW/km², im Vergleich zu Deutschland: 229 EW/km²) nicht möglich sein. Ungefähr 4.600 Einwohner des Landes seien von der öffentlichen Trinkwasserversorgung ausgeschlossen und müssten sich über ca. 1.300 eigene Kleinanlagen, sogenannte Hausbrunnen, mit Trinkwasser versorgen.

Er verwies darauf, dass es landesweit große regionale Unterschiede beim Pro-Kopf-Trinkwasserverbrauch gibt. In den Gemeinden der Ferienregionen sei der durchschnittliche Trinkwasserverbrauch aufgrund der ständig steigenden Touristen- und Übernachtungszahlen höher und betrage teilweise 120 je Einwohner und Tag. In anderen Regionen liege der Pro-Kopf-Trinkwasserverbrauch bei 85 Liter je Einwohner und Tag, in den Landkreisen Ostvorpommern-Greifswald und der Mecklenburgische Seenplatte gibt es sogar Bereiche mit einer Trinkwasserabgabe von weniger als 50 Liter je Einwohner und Tag.

„Wir vermuten, dass der geringe Trinkwasserverbrauch in diesen Gegenden auf die verstärkte Nutzung von Hausbrunnen zurückzuführen ist. Auch gehen wir aus, dass insbesondere ältere Menschen im ländlichen Raum sehr sparsam im Umgang mit Wasser sind“, so der Minister. Insgesamt betrachtet liege der Pro-Kopf-Verbrauch an Trinkwasser in M-V mit durchschnittlich 105 Liter je EW und Tag deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 121 Liter je Einwohner und Tag.

Abschließend äußerte sich der Minister auch zur Abwasserbeseitigung, die in M-V von 109 abwasserbeseitigungspflichtige Körperschaften wahrgenommen wird, darunter 32 Zweckverbände, ein Wasser- und Bodenverband, 75 teilweise amtsangehörige Städte und Gemeinden sowie ein Amt. „Alle öffentlichen Kläranlagen in Mecklenburg-Vorpommern entsprechen in ihrem Ausbaugrad und in ihrer Reinigungsleistung dem Stand der Technik“, betonte er. Insgesamt gebe es 585 kommunale Kläranlagen. Seit 1995 habe sich das öffentliche Kanalnetz mehr als verdoppelt. Nach Angaben des Statistischen Amtes habe es demnach eine Länge von rund 15.700 Kilometer.

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