Schwerin – Das Forschungsprojekt „Campfire“ wurde mit 19 anderen für das Bundesprogramm „Wir! – Wandel durch Innovation in der Region“ ausgewählt und kann nach einer siebenmonatigen Konzeptphase umgesetzt werden. Damit erhält das Projekt aus dem Nordosten, das sich mit der Umwandlung von Windenergie in saubere Schiffstreibstoffe beschäftigt, bis zu 15 Millionen Euro Fördermittel vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Für das Programm hatten sich 105 Forschungsvorhaben beworben.
„Das ist eine tolle Anerkennung für das Projekt – und ein wichtiger Schritt in Richtung Sektorenkopplung. Für die Energiewende ist es enorm wichtig, dass es uns gelingt, unseren sauberen Strom vollständig zu verbrauchen, indem wir ihn auch im Wärme- und im Mobilitätssektor nutzen“, sagt Energieminister Christian Pegel. Er präzisiert: „Genau das ist das Ziel von ,Campfire‘: Verfahren zu entwickeln, mit denen Windenergie in Ammoniak umgewandelt werden kann, das dann für emissionsfreie Antriebe in der Schifffahrt genutzt werden kann – und das am besten gleich dort, wo der saubere Strom herkommt. Unser Bundesland ist prädestiniert für dieses Forschungsprojekt: Wir haben die Windenergie und wir haben die Häfen an unserer Ostseeküste.“
„Mit dieser Förderung des Bundes können wir in den kommenden fünf Jahren das Projekt umsetzen, das wir 2018 mit Unterstützung des Landesenergieministeriums begonnen haben. Ziel ist es zum Beispiel, neue keramische Dünnschichtmembranen zur hocheffizienten Ammoniakproduktion zu entwickeln“, sagt Projektkoordinatorin Dr. Angela Kruth vom Greifswalder Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie. Dieses koordiniert für „Campfire“ ein Bündnis von 31 Partnern, darunter weitere Forschungseinrichtungen wie das Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität (Ikem) als An-Institut der Universität Greifswald, die Hochschule Stralsund sowie regionale und überregionale Industriepartner aus dem maritimen Sektor und der chemischen Industrie.
„Ich freue mich sehr, dass dieses Forschungsprojekt mit Hilfe dieser Fördermittel nun nach der Konzept- in die Umsetzungsphase gehen kann“, sagt Christian Pegel. In diesem Zusammenhang wiederholt er seine Forderung nach Experimentierklauseln, die es Unternehmen ermöglicht, unter den Bedingungen des freien Markts die Sektorkopplung zu erproben. „Nur wenn sich deren Wirtschaftlichkeit unter realen Bedingungen beweisen lässt, wird sie sich durchsetzen. Ausnahmen von den geltenden rechtlichen Bedingungen sollen es Unternehmen ermöglichen, über einen längeren Zeitraum die Sektorkopplung zu erproben, so dass es sich für sie lohnt, entsprechend in die erforderlichen Anlagen zu investieren“ (siehe Pressemitteilung vom 6. März 2019).
Zur besonderen Bedeutung des Projekts „Campfire“ für M-V sagt Pegel: „Unser Bundesland kann im ganz Besonderen von den Ergebnissen dieser Forschung profitieren: Gelingt es, hierzulande erzeugten sauberen Strom hierzulande zu nutzen und damit auch noch die Häfen und die Ostsee sauberer zu machen, trägt das entscheidend dazu bei, die Akzeptanz unserer Windenergieerzeugung in der Bevölkerung zu erhöhen. Zudem werden durch die Möglichkeit, Strom aus Windenergie direkt vor Ort für unterschiedliche Power-to-X-Anwendungen einsetzbar zu machen, auch die Entwicklungs- und Wertschöpfungsmöglichkeiten vor Ort erweitert.“