Wolgast – In Wolgast soll die Notaufnahme am Kreiskrankenhaus Wolgast neu gebaut werden. „Die alte Notaufnahme entspricht nicht mehr den Erfordernissen einer modernen Notaufnahme, die täglich 24 Stunden für Notfälle in der Region geöffnet ist. Mit dem Neubau und der Neustrukturierung der Notfallversorgung wird das gesamte Krankenhaus zukunftsfähiger aufgestellt und zugleich den besonderen Anforderungen der Region besser gerecht“, sagte der Minister für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Harry Glawe.
Das Gesundheitsministerium unterstützt den Neubau mit acht Millionen Euro. „Da ein Umbau des jetzigen Bereiches bei laufendem Betrieb nicht möglich ist, haben wir uns gemeinsam für einen Neubau entschieden. Die neue Notaufnahme könnte bei optimalen Rahmenbedingungen Ende 2023 ihren Betrieb aufnehmen“, so Glawe weiter. Das Kreiskrankenhaus Wolgast ist ein Notfallkrankenhaus der Grund- und Regelversorgung und somit der Stufe 1. Hauptvoraussetzung dafür sind unter anderem das Vorhandensein von Hauptabteilungen der Inneren Medizin und Chirurgie mit viszeralchirurgischer und unfallchirurgischer Kompetenz sowie die Kooperation mit einem spezialisierten, höherstufigen Krankenhaus, um Verlegungen jederzeit durchführen zu können.
„Mit einer leistungsstarken Rettungsstelle werden einerseits die Versorgungsstrukturen in der Region Wolgast und Usedom gestärkt“, unterstrich die Geschäftsführerin des Kreiskrankenhauses Wolgast, Marie le Claire. „Andererseits wird mit dem Neubau der bisherige erfolgreiche Kurs der Konsolidierung und Profilierung des Klinikstandortes Wolgast konsequent weiter fortgesetzt. Das dann komplett modernisierte Kreiskrankenhaus ist ein wichtiger Eckpfeiler in der medizinischen Infrastruktur im Nordosten“, so le Claire.
Der Neubau mit einer Gesamtfläche von 900 Quadratmetern ermöglicht vor allem effizientere Arbeitsprozesse und einfachere Abläufe in der Notfallversorgung, wo es im Ernstfall auf jede Sekunde ankommt. Der Neubau mit einem Aufwachbereich für fünf Patienten umfasst den gesamten Eingangsbereich von der aktuellen Notaufnahme bis zum Bettenhaus. Der Neubau wird gesonderte Warte- und Empfangsmöglichkeiten sowie eine entsprechende Holding-Area zur zügigen Abklärung der Weiterbehandlungsmöglichkeiten enthalten. In der Nähe der Aufnahmezone werden sich ein Schockraum und Räume mit hochwertiger Funktionsdiagnostik befinden, um unmittelbar in der Notaufnahme notwendige Untersuchungen durchführen zu können. Die Anfahrt und der Haupteingang der neuen Notfallzentrale werden sich um rund 15 Meter nach vorne verlagern. „Mit einem Baubeginn ist jedoch frühestens im Herbst nächsten Jahres zu rechnen“, informierte die Geschäftsführerin.
„Durch mehr Platz, kürzere Wege und eine schnellere Abklärung der Notfälle sollen gesundheitliche Risiken vermieden sowie stationäre Behandlungsfälle und Wartezeiten für ambulante Notfallpatienten reduziert werden“, sagte die Ärztliche Direktorin des Kreiskrankenhauses, Dr. Maria Zach. „Gerade in der touristischen Hauptsaison im Sommer kommt es zu Spitzen mit mehr als 100 Notfällen am Tag. Dann platzen wir aus allen Nähten.“
Im Jahr 2019 wurden insgesamt 13.300 Patienten in der Notaufnahme behandelt, davon zwei Drittel ambulant und ein Drittel stationär bzw. vorstationär. In den Sommermonaten werden durchschnittlich 55 Patienten pro Tag versorgt. Im Winterhalbjahr sind es im Durchschnitt etwa 28 bis 35 Patienten. In diesem Jahr kamen coronabedingt etwas weniger Notfallpatienten zur Behandlung ins Kreiskrankenhaus. „An erster Stelle stehen Verletzungen der Hand oder des Handgelenkes, gefolgt von Bauch- und Rückenschmerzen sowie Verletzungen des Sprunggelenkes. Bei den internistischen Erkrankungen führen vorrangig Brustschmerzen und Bluthochdruck sowie eine Herz-Kreislaufschwäche zu einem Besuch in der Notaufnahme“, erläuterte die Medizinerin.
In der Kinderportalpraxisklinik am Kreiskrankenhaus Wolgast wird seit Juni 2017 mit Unterstützung des Gesundheitsministeriums eine neuartige Versorgungsform erfolgreich erprobt. Die in Wolgast praktizierte „Intersektorale pädiatrische Notfallversorgung“ verbindet die Vorteile einer stationären Anbindung mit denen einer ambulanten Versorgung. Seit dem 01. April 2020 befindet sich zudem eine ambulante Kinderarztpraxis mit drei Fachärzten im Kreiskrankenhaus Wolgast. Auch diese Ansiedlung wurde vom Land gefördert.
„Durch die Umwandlung der Kinderportalpraxisklinik in eine Tagesklinik für Kinder- und Jugendmedizin mit zehn Plätzen und Aufnahme in den Krankenhausplan Mecklenburg-Vorpommerns zum 01. Oktober 2020 ist auch die angestrebte Überführung des Modelprojektes in die Regelversorgung in greifbare Nähe gerückt. Eine telemedizinische Vernetzung mit Kinderärzten in anderen Krankenhäusern ergänzt das innovative Konzept“, sagte Gesundheitsminister Harry Glawe. Das Gesundheitsministerium fördert die zweite Projektphase der Tagesklinik mit 1,2 Millionen Euro. „Die finanzielle Unterstützung für weitere drei Jahre kann nun den Weg für deren endgültige Etablierung ebnen und damit langfristig zusätzliche Sicherheit für die Notfallversorgung kranker Kinder in der Region schaffen.“
Seit Eröffnung der Kinderportalpraxisklinik im Juni 2017 sind in dieser rund 6.000 Kinder betreut worden. Diese kamen zu 69 Prozent aus der Region Ostvorpommern und zu 31 Prozent aus weiteren Landesteilen Mecklenburg-Vorpommerns sowie aus anderen Bundesländern.