Schwerin – In Mecklenburg-Vorpommern können landesweit Corona-Tests in Alten- und Pflegeheimen starten. „Es sollen flächendeckende SARS-CoV-2-Virustestungen durchgeführt werden. Damit wird erstmals bundesweit ein spezifischer Testschwerpunkt auf Bewohner und Beschäftigte von stationären Pflegeeinrichtungen sowie Einrichtungen der Tages- und Kurzzeitpflege gelegt. Die Gefahr der Ansteckung bei der Übertragung des SARS-CoV-2-Virus ist gerade für Bewohner in Alten- und Pflegeheimen extrem hoch. Hier leben viele Risikopatienten. Durch die Tests kann ein mögliches sonst unentdecktes Infektionsgeschehen frühzeitig erkannt und eingedämmt werden. Alle Abstrichtests beruhen auf Freiwilligkeit. Mit dem innovativen Pilotprojekt ist unser Bundesland im Ländervergleich weit vorn“, sagte der Minister für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Harry Glawe am Freitag. Das Gesundheitsministerium Mecklenburg-Vorpommern hat mit der CENTOGENE AG in Rostock einen Vertrag zur Durchführung geschlossen. Gestartet wird das Projekt heute zum Beispiel in den Pflegeinrichtungen in Rostock, Grimmen und Ribnitz-Damgarten.
„Es ist wichtig, dass wir erstmals auch Pflegebedürftige und Beschäftigte, die keine Kontaktpersonen sind, flächendeckend testen. So können wir schnell Maßnahmen ergreifen und Infektionsketten unterbrechen“, betonte Sozialministerin Stefanie Drese.
In dem Projekt werden rund 25.000 ältere und pflegebedürftige Menschen in den Pflegeeinrichtungen sowie rund 15.000 Beschäftigte untersucht. „Die SARS-CoV-2-Testung wird zunächst bei Bewohnern und Personal zweimalig durchgeführt, um eine Übersicht zum aktuellen Infektionsstatus in den Einrichtungen zu erhalten und positiv Getestete sofort zu isolieren“, so Glawe weiter. Das Personal wird anschließend ein weiteres Mal getestet, um auch Einflüsse, wie beispielsweise Urlaub oder Krankheit, verbessert erfassen zu können. Die Testungen erfolgen bei den Bewohnern innerhalb von zwei Wochen (zweimal getestet) und beim Personal innerhalb von drei Wochen (dreimal getestet).
Die Durchführung und Organisation der Tests wird ermöglicht durch eine enge Zusammenarbeit mit den Heim- und Pflegeverbänden und den Leitungen der Einrichtungen, die auch die Probenabnahme durchführen und verwalten. Die Koordination der Probenentnahme erfolgt in enger Abstimmung mit der Heimleitung, die logistische Koordination und Laboranalytik erfolgt durch die CENTOGENE AG in Rostock. „Die Teilnahme an den Tests ist sowohl für die Bewohner als auch das Personal zu jeder Zeit freiwillig und kostenlos“, so Glawe weiter.
Gegenwärtig liegen nur wenige Daten dazu vor, wie hoch der Anteil der asymptomatischen Patienten an den mit dem SARS-CoV-2-Virus infizierten Personen im Land ist. „Hier brauchen wir mehr Informationen. Das ist besonders wichtig, da eine unbemerkte Verbreitung der Erkrankung in diesen Einrichtungen aufgrund des überdurchschnittlich hohen Anteils an Risikopatienten erhebliche medizinische Auswirkungen haben kann“, sagte Glawe.
Die Gesundheitsdaten werden darüber hinaus zu einer ersten Auswertung der Infektionsrate in den Pflegeeinrichtungen Mecklenburg-Vorpommerns beitragen und erlauben, die längerfristige Versorgung in den Heimen zu verbessern. „Das Land erhält durch die Auswertung Erkenntnisse zu epidemiologischen Fragestellungen in Pflegeeinrichtungen insbesondere bezüglich des Anteils asymptomatischer Infektionen. Diese Erkenntnisse können der Landesregierung als eine Informationsgrundlage dienen, was die Beurteilung des aktuellen Infektionsgeschehens betrifft und damit helfen, mögliche Maßnahmen abzuleiten“, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsminister Harry Glawe abschließend.
Die systematische COVID-19-Testung der Alten- und Pflegeheime in Mecklenburg-Vorpommern ist für Prof. Arndt Rolfs, CEO CENTOGENE AG, ein zentraler Bestandteil der Strategie zur Eindämmung der Pandemie. Rolfs, Neurologe und Psychiater, hebt auch in diesem Projekt die besondere gesellschaftspolitische Verantwortung des Unternehmens hervor. „Wir müssen unsere Innovation und Kreativität im Land schnell zusammenbringen, um zügig die beste Balance zwischen optimalem Gesundheitsschutz und rationalen datenbasierten Entscheidungsgrundlagen für das Anfahren von Wirtschaft, Bildung, Tourismus und Sport zu erlangen. Wir freuen uns außerordentlich, gemeinsam mit unseren Partnern aus der Landesregierung, den Heimträgern und Heimleitungen mit diesem Projekt zur Eindämmung der Pandemie beitragen zu können und wünschen uns sehr, dass die Modelle, die wir in Mecklenburg-Vorpommern entwickeln, als Blaupause für die Bundesrepublik genutzt werden kann“, so Rolfs.