Stettin – Besuch aus Brüssel: Gemeinsam mit Wirtschaftsstaatssekretär Dr. Stefan Rudolph informierten sich Marc Lemaitre (Generaldirektor für Regionalpolitik und Stadtentwicklung bei der Europäischen Kommission) und der Vorpommernstaatssekretär Patrick Dahlemann über grenzüberschreitende Projekte in Stettin, die aus dem grenzüberschreitenden Kooperationsprogramm Interreg V A Mecklenburg-Vorpommern/Brandenburg/Polen gefördert werden. Wirtschaftsstaatssekretär Dr. Stefan Rudolph hatte entsprechende Einladungen ausgesprochen.
„Die Projekte sind gute Beispiele für den nachhaltigen Einsatz europäischer Fördermittel in Mecklenburg-Vorpommern. In den vergangenen Jahren wurde durch das Interreg-Programm in den Grenzregionen viel erreicht – Menschen begegnen und verstehen sich, deutsche und polnische Unternehmen arbeiten erfolgreich zusammen, gemeinsame Vorhaben tragen zu Wachstum und Wohlstand bei. Das wollen wir weiter ausbauen und stärken. Dafür brauchen wir die Unterstützung der Europäischen Kommission. Im Sinne einer zukunftsfähigen grenzüberschreitenden Zusammenarbeit unseres Landes benötigen wir Kontinuität hinsichtlich des Fördergebiets, der Mittelausstattung und der Verwaltungsstrukturen in der zukünftigen Interreg-Förderperiode 2021 bis 2027 in Mecklenburg-Vorpommern. Die intensiven Gespräche in Brüssel haben dazu beigetragen, dass wir besser verstanden werden. Unsere erfolgreiche grenzüberschreitende Zusammenarbeit braucht unbedingt eine Zukunft“, sagte der Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Dr. Stefan Rudolph vor Ort.
Staatssekretär Dr. Rudolph und seine Gäste informierten sich bei polnischen Freunden und Projektpartnern in Stettin unter anderem über das Projekt „Grenzüberschreitendes Neugeborenen-Screening“ (NGS) an der Pommerschen Medizinischen Universität Stettin. NGS ist eine Präventionsmaßnahme zur Früherkennung von angeborenen Stoffwechsel- und Hormonstörungen. Erstmals wurden durch die Umsetzung des Projektes diese lebenswichtigen Untersuchungen grenzübergreifend durchgeführt. Den Säuglingen wird am dritten Lebenstag etwas Blut aus der Ferse entnommen und auf eine Trockenblutkarte gegeben, die im Neugeborenen-Screening-Labor untersucht wird. Im Zuge dieses Projektes kann Mecklenburg-Vorpommern als erstes Bundesland seit September 2011 das Mukoviszidose-Screening flächendeckend und kostenfrei für die Eltern anbieten. Alle Neugeborenen im definierten Fördergebiet können an den Untersuchungen kostenfrei teilnehmen. Nach Angaben der Projektpartner werden pro Monat rund 4.000 Neugeborene untersucht. „Mit dem Projekt wird die Gesundheitsversorgung in der Region erheblich aufgebessert. Die Umsetzung einer so breit angelegten präventiven Untersuchungsreihe ist nur möglich durch das hohe Engagement aller Beteiligten, die enge Zusammenarbeit und den grenzüberschreitenden Wissenstransfer. Ein gelebtes Beispiel des europäischen Gedankens“, sagte Rudolph.
Weiteres Thema der Informationsreise war das Projekt „Nachbarspracherwerb von der Kita bis zum Schulabschluss“. Im Mittelpunkt steht dabei die Erarbeitung einer durchgängigen Bildungskonzeption von der Kita bis zur Berufsschule über zusätzliche Unterrichtsangebote sowie die Qualifizierung von deutschen und polnischen Pädagogen. Zusätzlich soll ein jährliches Begegnungsprogramm für die teilnehmenden Kinder und Jugendlichen organisiert werden. Ein Kernelement des Projektes ist eine grenzübergreifende Werbekampagne für die Kultur und Sprache des Nachbarlandes. Partner im Projekt sind aus MV der Landkreis Vorpommern-Greifswald, die Regionale Arbeitsstelle für Bildung, Integration und Demokratie (RAA) sowie die Universität Greifswald. Der brandenburgische Landkreis Uckermark beteiligt sich ebenso an dem Vorhaben sowie die Wojewodschaft Westpommern. Das Wirtschaftsministerium unterstützt das Projekt aus Mitteln des „Europäischen Fonds für regionale Entwicklung“ (EFRE) in Höhe von knapp 2,2 Millionen Euro. Die Gesamtinvestitionen für das bis 2020 laufende Projekt betragen rund 2,57 Millionen Euro. „Es ist der richtige Weg, Kindern und Jugendlichen bereits frühzeitig sprachliche und interkulturelle Kompetenzen zu vermitteln. So werden mögliche Barrieren in den Köpfen überwunden. Zugleich bietet sich den Kindern und Jugendlichen eine breitere Möglichkeit in der beruflichen Entwicklung – auch jenseits der Grenze können Berufs- und Hochschulbildungseinrichtungen genutzt werden“, sagte Rudolph.
Abgeleitet aus den identifizierten Entwicklungspotentialen im Fördergebiet verfolgt das Kooperationsprogramm in der Förderperiode 2014 bis 2020 eine Konzentration auf vier strategische Bereiche: Natur und Kultur, Verkehr und Mobilität, Bildung, grenzübergreifende Kooperation. Die thematische Fokussierung soll eine weitere Integration des Programmraums unterstützen. Das Fördergebiet umfasst in Mecklenburg-Vorpommern die Landkreise Mecklenburgische Seenplatte, Vorpommern-Greifswald und Vorpommern-Rügen, in Brandenburg die Landkreise Barnim, Uckermark und Märkisch Oderland und in Polen die Wojewodschaft Westpommern. In einem Projekt müssen mindestens zwei Projektpartner (ein polnischer und ein deutscher Projektpartner) beteiligt sein.
Verwaltungsbehörde ist das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Mecklenburg-Vorpommern mit Sitz in Schwerin. Koordinierungsbehörden, die die Umsetzung des Programms jeweils in Brandenburg und Polen begleiten, sind das Ministerium der Justiz und für Europa und Verbraucherschutz in Potsdam und das Ministerium für Infrastruktur und Entwicklung in Warschau. Seit November 2016 hat der Begleitausschuss 47 Projekte mit einem EFRE-Anteil von rund 109,3 Millionen Euro mit einem Investitionsvolumen von rund 134,4 Millionen Euro zur Förderung ausgewählt.