Stettin – Verbesserungsmöglichkeiten des grenzüberschreitenden luftgebundenen Rettungsdienstes haben deutsche und polnische Experten am Mittwoch in Stettin diskutiert.
„Eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit wird in einem Europa ohne trennende Grenzen immer wichtiger. Das zeigt sich auch in Mecklenburg-Vorpommern – Wirtschaft und Tourismus finden grenzüberschreitend statt. Der Tourismus in der Region Usedom – Heringsdorf – Swinemünde ist ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor. Passend dazu müssen die Strukturen des Gesundheitswesens zusammenarbeiten, damit eine qualitätsgerechte medizinische Versorgung von Urlaubern, Anwohnern und Arbeitskräften gewährleistet ist. Gemeinsam sind wir auf dem Weg, die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen“, sagte der Minister für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Harry Glawe. Wirtschaftsminister Glawe ist vor Ort von Ralf Iwohn (Referatsleiter Öffentliches Gesundheitswesen, Infektionsschutz und Rettungsdienst im Wirtschaftsministerium) vertreten worden.
Wirtschaftsminister Glawe skizzierte Möglichkeiten der Zusammenarbeit: „Der Hubschrauber bei Stettin könnte unseren Rettungsdienst in der Region gut ergänzen, ebenso wie die Rettungstransporthubschrauber in Greifswald und im brandenburgischen Angermünde die Versorgung in Polen unterstützen könnten. Das Rahmenabkommen zum grenzüberschreitenden Rettungsdienst zwischen Deutschland und Polen sieht derzeit die Einbeziehung der Luftrettung noch nicht vor. Das wollen wir ändern, um im Grenzgebiet eine bestmögliche rettungsdienstliche Versorgung sicherzustellen.“
Im Jahr 2011 hatten die beiden Länder ein Rahmenabkommen über die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Rettungsdienst geschlossen, das die Luftrettung noch nicht einschließt. Ziel der Luftrettungskonferenz war es, die Voraussetzungen für die Einbeziehung der Luftrettung in den grenzüberschreitenden Rettungsdienst zwischen Deutschland und Polen zu diskutieren.
Beispielhaft ist im vergangenen Jahr ein Vorhaben gestartet worden, um einen länderübergreifenden integrierten Rettungsdienst für Notfälle umzusetzen. Im deutsch-polnischen EU-Projekt „Integrierter grenzüberschreitender Rettungsdienst Pomerania/Brandenburg (InGRiP)“ kooperieren seit dem vergangenen Jahr die Universitätsmedizin Greifswald, der Landkreis Vorpommern-Greifswald der Rettungsdienst Stettin, die DRF Luftrettung und die polnische Luftrettungsstation Goleniow.
Weitere Partner sind der gemeinnützige Rettungsdienst Märkisch-Oderland sowie die Universität Greifswald mit ihren Lehrstühlen für Slawische Sprachwissenschaft und Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Gesundheitsmanagement. Das Wirtschaftsministerium fördert das Projekt im Programm Interreg V A aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) in den kommenden drei Jahren mit rund 2 Millionen Euro. Ziel ist es unter anderem, die Kommunikation der Leitstellen untereinander zu intensiveren sowie eine elektronische zweisprachige Dokumentations- und Übergabedokumentation zu etablieren. Das Projekt umfasst ein Gebiet entlang der Grenze der Wojewodschaft Westpommern.
„Die Luftrettung gewinnt in einem modernen Rettungsdienst zunehmend an Bedeutung. Gerade in dünn besiedelten Regionen mit entsprechend geringem Notfallaufkommen ist es eine Herausforderung, flächendeckend Rettungsdienstfahrzeuge vorzuhalten. Dazu kommt, dass eine zunehmende Spezialisierung von Krankenhäusern teilweise längere Transportwege erforderlich machen, um Notfallpatienten in das für sie geeignete Krankenhaus zu transportieren. Hier sind Rettungshubschrauber als Ergänzung unverzichtbar“, sagte Glawe.
Grundlage des Rettungsdienstes ist das Gesetz über den Rettungsdienst für das Land Mecklenburg-Vorpommern. Träger des Rettungsdienstes am Boden sind die Landkreise und kreisfreien Städte; sie sind jeweils für ihr Gebiet zuständig (Rettungsdienstbereiche). Träger der Luftrettung ist das Land Mecklenburg-Vorpommern. Das Land betreibt derzeit drei Luftrettungszentren. Die Standorte sind Güstrow, Neustrelitz und Greifswald.