Hohenzieritz – „Der Müritz-Nationalpark ist der größte Waldnationalpark Deutschlands. Er umfasst 322 km², also 32.200 ha. Dies entspricht in etwa der Größe der Stadt München. Er dient dem Schutz der typisch mecklenburgischen Wald- und Seenlandschaft im norddeutschen Tiefland östlich der Müritz. Die zahlreichen Seen und Moore machen ihn einzigartig unter den 16 deutschen Nationalparks“, erklärt der Minister für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt, Dr. Till Backhaus, anlässlich der Unterzeichnung der „Vereinbarung über Waldflächen der Evangelisch-Lutherischen Kirchen im Müritz-Nationalpark“ in Hohenzieritz.
Ziel der Vereinbarung zwischen dem Land, der Landesforstanstalt, der Stiftung Umwelt- und Naturschutz MV und der Evangelisch-Lutherischen Kirche ist es, rund 85 Hektar Wald im Müritz-Nationalpark aus der Nutzung zu nehmen und dafür Ersatz außerhalb des Nationalparks zu schaffen. Zugleich sollen weitere den örtlichen Kirchen nach dem 1. Oktober 1990 im Müritz-Nationalpark zugeordnete, unvermessene und räumlich noch nicht lokalisierte 131 ha Waldflächen lokalisiert und anschließend innerhalb des Müritz-Nationalparks wertgleich mit möglichst zusammenhängenden landeseigenen Waldflächen je örtlicher Kirche getauscht werden. Dazu führt Minister Backhaus weiter aus:
„Der Hauptschutzzweck für Nationalparks in Deutschland ist es nach § 24 Bundesnaturschutzgesetz, in einem überwiegenden Teil ihres Gebietes den möglichst ungestörten Ablauf der Naturvorgänge in ihrer natürlichen Dynamik zu gewährleisten.
Nach den Richtlinien der Internationalen Naturschutzunion (IUCN) sollen es sogar mindestens 75 % der Nationalparke sein, die diesem Ziel dienen. Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir seit der Gründung des Müritz-Nationalparkes im September 1990 viel unternommen.
Von Beginn an haben wir, wenn auch immer nur in dem Rahmen, den der Landeshaushalt uns erlaubte, Flächen von privaten Eigentümern in den Nationalparken erworben, um dort die Konflikte um Flächennutzungen zu vermeiden. Insgesamt waren das in den letzten 20 Jahren immerhin 186 Hektar.
Dann, im Jahr 2012, haben wir in M-V beschlossen, die Holznutzung auf allen landeseigenen Waldflächen in den drei Nationalparken zum Ende 2017 zu beenden. Das waren insgesamt ca. 23.300 ha.
In 2020 konnten wir wesentliche Teile des Müritz-Nationalpark als sogenannte Wildnisgebiete nach dem 2-%-Ziel der Bundesstrategie für Biologische Vielfalt identifizieren und dem BMUV mitteilen. Bundesweit haben wir in M-V mit ca. 1,5 % Wildnisgebieten die Nase vorn und es gibt noch Luft nach oben.
Ein großer bisher ungelöster „Brocken“ im Müritz-Nationalpark war aber von Beginn an das Flächeneigentum der Evangelisch-Lutherischen Kirchen, bei dem es sich in erster Linie um Waldflächen handelt.
Zum einen sind es gut 85 ha, die bereits vor Gründung des Müritz-Nationalparks im Eigentum der örtlichen Kirchen standen, sogenanntes „Alteigentum“.
Zum anderen sind es weitere gut 131 ha unvermessene und räumlich noch nicht lokalisierte Waldflächen, die den örtlichen Kirchen nach dem 1. Oktober 1990 durch Vermögenszuordnungsbescheide zugeordnet worden sind.
Zu der Frage, wie auch diese Flächen in eine nationalparkgerechte Zweckbindung überführt werden könnten, gab es zunächst Gespräche auf der politischen Ebene. Und ich bin dankbar, dass es nun, nach vielen Verhandlungen gelungen ist, eine endgültige Lösung zu finden.
Möglich wurde dies nur unter Einbeziehung der Landesforst und der Stiftung Umwelt- und Naturschutz MV, nämlich unter Nutzung der Fördermöglichkeiten des vom BMUV eingerichteten „Wildnisfonds“.
Dafür möchte ich allen an der Vereinbarung beteiligten ganz herzlich danken.
Besonderen Dank möchte ich für die Bereitschaft, bei den in Rede stehenden 131 ha Flächen auf die Nutzung zu verzichten und damit dem Schutzzweck des Müritz-Nationalparks entsprechen“, so der Minister abschließend.
Bischof Tilmann Jeremias ergänzt: „Ich freue mich, dass wir hier miteinander eine Lösung gefunden haben und danke allen Beteiligten. Immer öfter stelle ich fest: Das Anliegen eines sorgsamen Umgangs mit unserer Schöpfung – mit der wir in der Kirche ja die von Gott geschaffene Natur meinen, die es nach der heiligen Schrift zu bebauen und zu bewahren gilt und in der wir Gott erkennen können – eint uns als Kirche mit wichtigen Akteuren in unserem Bundesland.
Der biblische Auftrag, den Garten Eden zu bebauen und zu bewahren, legt für uns als Kirche den Maßstab sehr hoch, wenn wir an die Bewirtschaftung unserer Flächen denken. Dieser Auftrag wird für den Kirchenwald von der Kirchlichen Forstbetriebsgemeinschaft durch eine vorratspflegliche Bewirtschaftung wahrgenommen. Bebauen und Bewahren – das heißt für uns, die ökologische Bedeutung des Waldes sehr ernst zu nehmen. Und dazu gehört auch, dass wir es für geboten halten, die Natur an manchen Stellen auch sich selbst zu überlassen. In den Lauf der Natur nicht mehr einzugreifen – so wie es auch mit den im Nationalpark verbleibenden Flächen geschieht.“
Bjørn Schwake, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Umwelt- und Naturschutz MV äußert sich ebenfalls zufrieden mit dem Vorhaben: „Wir konnten wieder einmal zeigen, dass wir als Landesstiftung ein wichtiger Baustein im Werkzeugkasten des Landesnaturschutzes sind und ich freue mich, dass der Muritz-Nationalpark mit diesen Flächen ein weiteres Stück Wildnis erhält.“