Fangquoten allein lösen Bestandsrückgänge nicht
Negast – „Sie können sich weiterhin darauf verlassen, dass ich mich dafür einsetze, dass die Fischerei in unserem Land ihren Platz behält und eine Zukunft hat.“ Mit diesen Worten schloss Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus am Freitag (07.06.) sein Grußwort auf der Jahrestagung des Landesverbandes der Kutter- und Küstenfischer Mecklenburg-Vorpommern in Negast. Die traditionsreiche Fischerei sei nicht nur von wirtschaftlicher Bedeutung, sondern trage auch zur Attraktivität und Lebendigkeit der Küstenregionen bei.
Backhaus versprach, sich erneut gegen ein totales Fangverbot in der Dorsch- und Heringsfischerei einzusetzen. Ende Mai hatte der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) wiederholt empfohlen, die Fangquoten für den Hering und den Dorsch in der Ostsee drastisch zu reduzieren bis hin zu einem Fangverbot für Hering in der westlichen Ostsee und für Dorsch in der östlichen Ostsee. Bis zur Entscheidung des Rates der EU-Fischereiminister im Oktober 2019 seien noch eine ganze Reihe Detailfragen zu klären, sagte der Minister. So halte er Sonderregelungen insbesondere für die kleine Kutter- und Küstenfischerei für umsetzbar, da sie küstennah und mit hochselektiven Fanggeräten agiere.
Die Ostsee könne Modellregion für ein Managementmodell werden, das das Thünen-Institut für Ostseefischerei bereits vor einigen Jahren vorgestellt hatte, so Backhaus. Das Institut hatte am Beispiel des Dorsches aufgezeigt, dass größere Maschen in den Fangnetzen wirkungsvoll dazu beitragen, dass kleine Fische im Wasser verbleiben, mehrfach ablaichen und deutlich mehr Nachwuchs produzieren. „Es ist an der Zeit, dass wir endlich nicht mehr nur über Quoten reden, wenn es um eine nachhaltige Bestandsregulierung geht, sondern auch andere Managementinstrumente entwickeln. Hier sehe ich nicht nur die Politik, sondern vor allem auch die Wissenschaft in der Pflicht! Damit die Küstenfischerei im Land erhalten bleibt, müssen wir die Weichen neu stellen“, forderte Backhaus.
Es sei auch an der Zeit, die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern, Fischern und der Landesregierung grundsätzlich neu zu denken, sagte er weiter. Denn den vorliegenden Bestandseinschätzungen zufolge ist nicht zu erwarten, dass sich die Situation sowohl beim Hering als auch beim Dorsch in absehbarer Zeit erheblich verbessern werde.
Backhaus lud die Fischer ein, mit den Mitarbeitern des Ministeriums Möglichkeiten zur Verbesserung der Selbstvermarktung, der Kostenoptimierung der Erzeugerorganisationen sowie einer gezielteren Fangplanung, Quotennutzung und Verarbeitung der knapper werdenden Ressourcen zu erörtern. „Die entscheidenden Initiativen für Erhalt der Fischerei müssen jedoch aus dem Fischereisektor selbst kommen“, betonte Backhaus.
Mecklenburg-Vorpommern werde diesen Prozess auch weiterhin finanziell unterstützen, versicherte der Minister. So habe das Land bei der Europäischen Kommission eine Anpassung des Operationellen Programms zur Ausrichtung des Fischereisektors beantragt, die auch über das Jahr 2019 hinaus die Gewährung finanzieller Hilfen ermöglichen wird. Mit einer Genehmigung rechne der Minister im dritten Quartal dieses Jahres. Bis dahin würden auch die EU-rechtlichen Voraussetzungen für Ausgleichszahlungen bei Schäden durch Kegelrobben geklärt sein.