Schwerin – „Am 27. Januar gedenken wir dem dunkelsten und abscheulichsten Kapitel in der deutschen Geschichte. Einem Kapitel, dass wir nicht aus unserer Geschichte tilgen können und nicht tilgen dürfen.“ Sozialministerin Stefanie Drese hat auf der landesweiten Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus am (heutigen) Montag auf dem Gelände der Helios-Kliniken Schwerin die große Bedeutung des Erinnerns, Betrauerns und Wachrüttelns betont, um zu begreifen, wie es dazu kommen konnte, dass die Zivilisation durch die Barbarei abgelöst wurde.
Seit 2008 steht der Tag in Mecklenburg-Vorpommern im Zeichen einer für lange Zeit verschwiegenen Opfergruppe: den Menschen mit psychischen Erkrankungen, mit geistigen oder körperlichen Behinderungen, die im Rahmen der „Erbgesundheitsgesetze“ und der sogenannten T4-Aktionen in der NS-Zeit getötet oder dauerhaft geschädigt wurden.
Drese dankte dem Landesverband Sozialpsychiatrie als Veranstalter des landesweiten Gedenktages und vielen weiteren Verbänden, Vereinen und Institutionen für das Engagement, das in diesem Jahr unter dem Motto „Erinnern, Betrauern, Wachrütteln“ steht. „Durch die Initiative des Landesverbandes hat sich in MV eine wichtige Erinnerungskultur entwickelt, findet regionale Forschung statt, werden Begegnungsorte geschaffen und wird sich auf vielfältige Weise mit den Lehren der nationalsozialistischen Ideologie auseinandergesetzt“, betonte Drese.
Die Ministerin dankte auch den Helios Kliniken Schwerin für die Beschäftigung mit der Zeit des Nationalsozialismus und der Aufarbeitung der ehemaligen Heilanstalt Sachsenberg/ Lewenberg. „Im ideologischen Rassewahn wurden im Gewand von Forschung aus Nervenheilanstalten Tötungsanstalten. Kinderfachabteilungen dienten in Wahrheit der Kinder-Euthanasie. Auch hier in Schwerin“, sagte Drese.
„Erinnern an das Unaussprechliche tut weh. Muss weh tun. Es löst Entsetzen aus. Muss Entsetzen auslösen. Doch es ist unverzichtbar, sich den bedrückendsten Wahrheiten unserer Geschichte zu stellen. Es ist unverzichtbar, diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit in aller Deutlichkeit zu benennen und zu verurteilen. Wenigstens das sind wir den Opfern schuldig, ihren Angehörigen und Nachkommen. Es war vor allem auch die Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal der Anderen, die dem verbrecherischen Hitler-Regime den Weg in die Barbarei geebnet hat“, so die Ministerin auf der Gedenkveranstaltung.