Meyer: Ländlichen Raum stärken – Mobilitätswende attraktiv gestalten
Schwerin – Am Mittwoch hat Wirtschafts- und Verkehrsminister Reinhard Meyer die „Mobilitätsoffensive Mecklenburg-Vorpommern“ in Schwerin vorgestellt.
„Die Nutzung der Chancen aus der Verkehrs- und Klimawende auf Bundes- und Landesebene sowie aus dem Start des Deutschlandtickets sind in einem Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern mit der Herausforderung verbunden, den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und insbesondere die Erhöhung des Angebots an öffentlicher Mobilität im ländlichen Raum mit großen Schritten voranzutreiben.
Ziel der Mobilitätsoffensive des Landes ist die Schaffung eines Landesmobilitätsnetzes mit flächendeckenden schnellen vertakteten Bahn- und Busangeboten und Rufbussen, die auch die kleinsten Dörfer des Landes erschließen“, sagte der Minister für Wirtschaft, Infrastruktur, Tourismus und Arbeit Reinhard Meyer. Es wurde bereits aktiv an der Umsetzung der Rahmenbedingungen gearbeitet.
„Der Umstieg vom motorisierten Individualverkehr auf Bus und Bahn wird nur gelingen, wenn wir durch attraktive Verkehrsangebote und sozialverträgliche und moderne digitale Tarife- und Vertriebsstrukturen den Bürger mitnehmen, um die Mobilitätswende für den Bürger attraktiv zu gestalten“, so Minister Meyer weiter.
Zum 01. Mai 2023 startet das Deutschlandticket mit einem Preis von 49,00 Euro monatlich. Das bisherige AzubiTicket MV wird zum 01. Mai 2023 in ein landesspezifisch vergünstigtes Deutschlandticket überführt, das heißt, der Azubi erwirbt ein reguläres Deutschlandticket für 29 Euro monatlich, das Land bezuschusst jedes Ticket mit 20 Euro im Monat.
Ebenso können die Senioren mit Vollendung des 65. Lebensjahres und Hauptwohnsitz in MV ein vom Land rabattiertes vollwertiges Deutschlandticket für 29 Euro im Monat erwerben. Das rabattierte Angebot soll im 3. Quartal 2023 eingeführt werden.
Das Deutschlandticket ist im Gegensatz zum 9-Euro-Ticket aus dem vergangenen Jahr ein zeitlich unbefristetes Tarifangebot im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) und im ÖPNV. Deshalb zählen auch alle diejenigen Fährverbindungen, die entsprechend den Vorgaben der Nahverkehrspläne der kommunalen Aufgabenträger als ÖPNV ausgewiesen sind, zu dem Anwendungsbereich des Deutschlandtickets.
„Damit gehören neben den Fähren im Rostocker Stadtverkehr auch der Fährverkehr zwischen Schaprode und der Insel Hiddensee zu dem Geltungsbereich des Deutschlandtickets“, so Meyer weiter.
Um öffentliche Mobilität als bequeme und sichere Alternative zum motorisierten Individualverkehr anbieten zu können und insbesondere die ländlichen Räume besser mit öffentlichen Mobilitätsangeboten zu erschließen, reicht ein günstiges deutschlandweites Ticket allein nicht aus. Für die notwendige Mobilitätsoffensive hat das Wirtschaftsministerium Konzepte für die Schaffung eines dreigliedrigen Landesmobilitätsnetzes entwickelt, deren Umsetzung in diesem Jahr vorbereitet und schrittweise gestartet wird.
Säule 1 des Landesmobilitätsnetzes ist der Leistungs- und Infrastrukturausbau des Schienenpersonennahverkehrs für ein hochwertiges überregionales Verkehrsangebot. Für den Schienenpersonennahverkehr werden Angebotsausweitungen auf 10 Linien zum Fahrplanwechsel im Dezember 2023 kommen, um das Angebot auf den Hauptverkehrsachsen weiter zu verbessern, aber auch regionale Anbindungen zu stärken.
„Es wird unter anderem mehr Züge zwischen Schwerin und Hamburg an den Wochenenden geben, der Stundentakt zwischen Rostock und Graal-Müritz auf das gesamte Jahr ausgeweitet oder die Verlängerung vieler Züge, die aus Stralsund kommend bisher in Züssow enden, bis nach Pasewalk umgesetzt. Ab Sommer 2024 ist darüber hinaus die Einführung eines Stundentaktes für die Achse Rostock – Waren (Müritz) – Neustrelitz geplant“, erläuterte Verkehrsminister Meyer.
Vorbehaltlich verfügbarer Mittel werden in den Folgejahren weitere Angebotsausweitungen folgen, so dass mittelfristig auf allen Hauptachsen der SPNV werktäglich stündlich verkehrt – und auf Nebenachsen mindestens jede zweite Stunde. Zusätzlich sollen die Bedienzeiten ausgedehnt werden, auch an den Wochenenden.
„Damit dies gelingen kann, ist der Ausbau von Infrastruktur notwendig, z.B. auf der Strecke Rostock – Stralsund, wo derzeit die Kapazitäten fehlen, um regelmäßig stündlich fahren zu können. Um dem SPNV auch weiter in den ländlichen Raum vordringen zu lassen, wird die Reaktivierung von Schienenstrecken untersucht werden. Neben den Großprojekten Darßbahn und Usedomer Südanbindung, die bereits in der Planung sind, werden wir weitere Achsen untersuchen und prüfen, ob sich die Wiederaufnahme von Schienenverkehren wirtschaftlich lohnt“, sagte Minister Meyer.
Längere Verkehrsachsen im Land werden aufgrund der geringen Bevölkerungsdichte und der damit insgesamt zu geringen Nachfrage möglicherweise eher keine Renaissance des Schienenverkehrs erleben.
„Aus diesem Grund benötigen wir das „Busnetz MV“. Säule 2 des Landesmobilitätsnetzes umfasst das landesweite Taktbussystem mit hochwertigen Taktverkehren in der Fläche. Ergänzend zum SPNV-Netz und mit derselben Taktdichte, d.h. stündlich bis zweistündlich an Werktagen und jede zweite Stunde an Sonntagen, sollen durch ein übergeordnetes Busliniennetz die Lücken zwischen den Zentren des Landes geschlossen werden“, so Wirtschafts- und Verkehrsminister Meyer.
Als Beispiel nannte der Minister Verkehrsachsen wie Anklam-Demmin-Rostock. „Bestehende konventionelle Linienverkehre werden nach einheitlichen Angebots- und Qualitätsstandards als hochwertige Taktverkehre in der Fläche aufgewertet und es werden neue auch Landkreisgrenzen überschreitende, umstiegsfreie Busverbindungen durch sinnvolle Linienkombinationen geschaffen“, erläuterte der Minister.
Als Säule 3 des Landesmobilitätsnetzes ist das Konzept eines landesweit einheitlichen Rufbussystems für die Erschließung der letzten Meile entwickelt worden. „Das Konzept ist bereits im Dialog mit den kommunalen Aufgabenträgern konkretisiert worden. Die Einführung ist schrittweise ab dem 01. Januar 2024 geplant“, betonte Wirtschaftsminister Meyer. Es müssen hierfür die entsprechenden Fahrzeug- und Personalressourcen in den Landkreisen geschaffen werden. Die Aufgabenträgerverantwortung bleibt auch hier bei den Landkreisen.
Das Land wird den Betrieb der Verkehre im „Busnetz MV“, des landesweiten Taktbussystems sowie des Rufbussystems mit erheblichen finanziellen Mitteln unterstützen.
„Um die finanzielle Voraussetzung zur Umsetzung der entsprechenden Infrastruktur und Leistungen sowie die Unterstützung der Verkehrsträger zu schaffen, wird das Land neben Landesmitteln zielgerichtet die jährlich zur Verfügung stehenden Regionalisierungsmittel einsetzen, sowie das vorsorglich aus Regionalisierungsmitteln gebildete Sondervermögen schrittweise nutzen. Es ist wichtig, dass der Bund seinen Anteil am ÖPNV-Budget im Rahmen der jährlich an die Länder ausgereichten Regionalisierungsmittel zukünftig weiter erhöht.
Darauf haben die Länder den Bund mehrfach hingewiesen. Jetzt müssen endlich Taten folgen. Die vom Bund zusätzlich bereitgestellten Regionalisierungsmittel sind dabei nur ein erster Schritt“, erläuterte Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschafts- und Verkehrsminister Reinhard Meyer abschließend.