Schwerin – Die Säge- und Holzindustrie steht vor einem gesellschaftlichen Dilemma. Einerseits soll die Laubholzverwendung zur Erreichung der Klimaschutzziele erhöht werden; anderseits wird die Laubholznutzung durch Flächenstilllegungen oder Nutzungsverzichte – zum Beispiel in Schutzgebieten zur Förderung der Biodiversität – zunehmend eingeschränkt. Seit Anfang 2000 haben in Deutschland ca. 100 laubholzverarbeitende Unternehmen den Betrieb eingestellt.
„Für die Unternehmen der Laubholzindustrie sind die Rahmenbedingungen nicht mehr verlässlich und die Rundholzversorgung unsicher“, mahnte Mecklenburg-Vorpommerns Minister für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt, Dr. Till Backhaus, an. Heute traf er sich in Schwerin mit Branchenvertretern aus dem Land, um sich über die Situation und mögliche Lösungsansätze auszutauschen.
Dabei sei die Herausforderung für die Branche, die Politik, aber auch die Gesellschaft noch einmal sehr deutlich geworden, sagte Backhaus. „Wir wollen einerseits einen strengeren Schutzstatus für unsere Wälder, da sie gut für den Artenschutz, den Klimaschutz und saubere Gewässer sind. Anderseits liefert der Wald uns den nachhaltigen Wertstoff Holz, aus dem hochwertige Produkte aus regionaler Produktion entstehen. Das sind die Fakten. Die Herausforderung besteht in meinen Augen darin, diese zunächst konträr erscheinenden Leistungen der Wälder im Kopf zusammenbringen. Ich bin ganz klar der Auffassung, dass Holzeinschlag und Artenschutz keine Gegensätze sind, sondern Partner für die nachhaltige Erfüllung aller Waldfunktionen. Holz als Baustoff wird vom Weltklimarat als Substitutions- und Klimaschutzleistung anerkannt – natürlich unter der Voraussetzung, dass unsere Wälder nachhaltig bewirtschaftet und klimaangepasst umgebaut werden. Kurz gesagt: Schutz durch Nutzung. Diese Devise muss auch im Klimaschutzgesetz des Bundes und der Länder zum Beispiel in Form einer Waldklimaprämie zentrale Berücksichtigung finden“, erklärte er.
Der Waldnaturschutz in MV ist laut Backhaus auf hohem Niveau. „Die Waldfläche und der Laubholzanteil nehmen zu. Die Wälder werden vielfältiger. Bereits heute sind in MV 75% der Wälder Mischwälder. Die nachhaltige Holznutzung ist gewährleitest, 57% des jährlichen Zuwachses werden aktiv genutzt. Über 40% des Zuwachses verbleibt in den Wäldern“, führte er aus. Auf ca. 52.000 ha (10%) der Waldfläche MV findet keine Holznutzung statt. Auf weiteren 38.900 ha (7,4%) ist die Nutzung eingeschränkt.
Weitere Einschränkungen sollten im Einzelfall betrachtet werden: „Grundsätzlich präferiere ich den integrativen Forstwirtschaftsgedanken, da ansonsten enorme Einschnitte bei der Rohstoffbereitstellung zu erwarten sind, welche durch Export kompensiert werden müssten“, so Backhaus. Schon heute steht in MV dem landesweiten Holzeinschlag von 1,875 Mio. m³ (2020) eine Verarbeitungskapazität von 3,7 Mio. m³ Holz in 23 Sägewerken gegenüber. Damit ist die Holzindustrie in M-V importabhängig.
Im Cluster Forst und Holz sind hierzulande rund 2.700 Unternehmen mit mehr als 16.000 Beschäftigten und einem jährlichen Umsatz von rund 1,3 Milliarden Euro organisiert. Dazu gehört die Säge- und Holzwerkstoffindustrie (erste Absatzstufe), der Holzfertigbau, die Holzpackmittelindustrie, die Möbelindustrie, das Holzhandwerk (zweite Absatzstufe) und die Papierindustrie, das Verlags- und Druckgewerbe sowie der Holzhandel.