Schwerin – Die in Mecklenburg-Vorpommern entwickelten MoorFutures® erfreuen sich nach wie vor sehr großer Beliebtheit. Mit bereits 30.000 verkauften Zertifikaten werden rund 30.000 Tonnen CO2 in den kommenden 50 Jahren vermieden und 1,5 Mio. Euro für die Wiedervernässung von Mooren eingenommen.
Nun ergeben sich mit den MoorFuturesflex neue Möglichkeiten, die auch eine schrittweise Anhebung der Wasserstände ermöglichen. Somit können sich sowohl die Vegetation als auch die landwirtschaftliche Nutzung auf die Veränderung einstellen. Den Eigentümern und Landwirten ergeben sich dabei neue Einkommensmöglichkeiten.
Klimaschutzminister Dr. Till Backhaus erklärt die Vorteile: „Ich freue mich sehr, dass nun eine unmittelbare Verknüpfung von Klimaschutz und landwirtschaftlichem Ertrag möglich ist. Die Anhebung der Wasserstände im Moor stellt die Bewirtschaftung vor neue Herausforderungen, ermöglicht aber gleichzeitig die Generierung neuer Produkte in Form von CO2 Zertifikaten. Die Ausgabe der Zertifikate erfolgt erst nach belegter Anhebung der Wasserstände. Diese werden tagesaktuell gemessen, somit wird dokumentiert, welche Auswirkungen die umgesetzten Maßnahmen haben. Dies bietet die Möglichkeit, schrittweise die Wasserstände zu erhöhen.“
Klimaschutz im Moor ist ein Produkt, das gesellschaftlich nachgefragt wird. Mit den MoorFuturesflex geben wir Eigentümern und Landwirten ein Instrument an die Hand, um selbst über die Wasserstände und den Einnahmen aus Nutzung und Klimaschutz zu entscheiden. Hierüber ermöglichen wir weitere private Investitionen für den Klimaschutz in unseren Mooren.” so Backhaus.
Erforderliche Investitionen zur Regulierung des Wasserstandes können über den Verkauf von MoorFuturesflex Zertifikaten finanziert werden. Für die Landwirte besteht die Möglichkeit die Erschwernisse der Bewirtschaftung bzw. Ertragsrückgänge durch Teilnahme an begleitenden Agrarumweltprogrammen wie der “Moorschonenden Stauhaltung” auszugleichen.
Die Entwicklung der MoorFuturesflex erfolgte durch das Unternehmen aeco im Zusammenwirken mit dem Ministerium und seinen Partnern.
aeco sieht für sich in dieser Art des naturbasierten Klimaschutzes für die Zukunft ein sehr attraktives Geschäftsmodell: „Da wir unsere Zertifikate unter der starken und bestens etablierten Marke MoorFutures® entwickeln und vermarkten wollten, sind wir auf das Kompetenzzentrum Ökowertpapiere im Klimaschutzministerium zugegangen und haben die notwendigen Änderungen an dem Standard und der Methodologie angeregt. Wichtig ist für uns dabei, die Entscheidung über die tatsächliche Anhebung des Wasserstandes bei den Menschen vor Ort zu belassen”, so Christian Schröder von aeco. „Dieses Vorgehen soll es ermöglichen, die Nutzung fortzuführen.”
Die Änderungen gegenüber den ursprünglichen MoorFutures wurde im unmittelbaren Austausch mit der EU vorgenommen.
„Die EU begrüßt unsere Initiative sehr und sieht in den MoorFuturesflex ein innovatives und beispielgebendes Instrument, um privates Kapital für den Klimaschutz verfügbar zu machen“, so Minister Backhaus. „Wir würden uns freuen, wenn andere Länder oder Regionen unserem Beispiel folgen würden.“ Das Pilotprojekt wird auf dem Polder Bauernhand nahe Neukalen umgesetzt.
Dazu Minister Dr. Backhaus: „Herzlich bedanken möchte ich mich bei den Familien Voigt und Bork, die diesen Weg mit uns gehen und ein Pilotprojekt auf ihren Flächen befürworten. Entwicklungen wie diese sind nur möglich, wenn es ein Vertrauen zwischen den Betrieben, der Verwaltung und der Wissenschaft gib.“
„In Mecklenburg-Vorpommern wird wieder einmal Pionierarbeit in Sachen Moorklimaschutz geleistet“, freut sich Dr. Malte Schneider von aeco. „Wir sind uns sicher, dass wir basierend auf den hier gemachten Erfahrungen zahlreiche weitere Projekte umsetzen können. Wir freuen uns über direkte Kontaktaufnahme durch Landwirte und Eigentümer, um die Machbarkeit eines durch uns finanzierten Klimaschutzprojektes zu besprechen.“
Das Kompetenzzentrum Ökowertpapiere im Klimaschutzministerium wurde am 01.10.2021 gegründet, um die Entwicklung der Ökowertpapiere (derzeit Waldaktie, MoorFutures, Streuobstgenussschein und HeckenScheck) zu forcieren, weitere Informationen siehe unter Zukunft durch naturbasierte Lösungen – z-eco.de. Die MoorFutures wurden gemeinsam mit der Universität Greifswald entwickelt und sind seit 2012 am Markt. Allein in Mecklenburg-Vorpommern wurden bislang vier Projekte umgesetzt. Fachliche Grundlage sind ein eigens erarbeiteter Standard und eine Methodologie (= Lehre, wie etwas zu tun ist“). Für das neue Produkt MoorFuturesflex wurden beide Dokumente angepasst. Insbesondere erfolgt hier der Verkauf nicht mehr zu Beginn der Laufzeit (ex ante), sondern während der Laufzeit (ex post).
Wesentlich für die Generierung eines Kohlenstoffzertifikates ist, dass das Klimaschutzprojekt ohne den Erlös aus dem Verkauf der Zertifikate nicht finanzierbar wäre. Dieses Kriterium gilt auch für die MoorFuturesflex. Wenn ein Wiedervernässungs-Projekt auf einer Fläche ohne weiteres z. B. durch AUK-Maßnahmen wie der Moorschonenden Stauhaltung geführt werden kann, können die MoorFuturesflex nicht zum Einsatz kommen.
Die ursprünglichen MoorFutures werden auch weiterhin angeboten und sind qualitativ nicht schlechter als die MoorFuturesflex. Sie zielen allerdings auf langfristig festgeschriebene hohe Wasserstände und einen weitgehenden Nutzungsverzicht.
aeco ist ein in Berlin ansässiges, 2023 gegründetes Start-up. aeco hat sich das Ziel gesetzt, ein führender kooperativer Entwickler von Moor-Restaurierungsprojekten in Europa zu werden – und damit dabei zu helfen, die Umsetzung von dringenden Maßnahmen in diesem Sektor zu beschleunigen. Dabei geht es um alle Ökosystemdienstleistungen, die restaurierte Moore erbringen können, im ersten Schritt ist das Geschäftsmodell aber auf die Generierung und den Verkauf von CO2 Zertifikaten am freiwilligen Kohlenstoffmarkt ausgerichtet.
Um eine Skalierung zu erreichen, arbeitet aeco derzeit in Deutschland und mit Partnerorganisationen auch in Polen, Litauen und Lettland an der Entwicklung einer umfangreichen Pipeline an Projekten. Daneben setzt aeco auf die Standardisierung und Digitalisierung des Prozesses, der Moor-Restaurierungsprojekten zugrunde liegt. Dies ist umso wichtiger, da es nur eine sehr begrenzte Anzahl an Experten gibt, so dass deren Wissen gehebelt werden muss.