Straftaten insgesamt gehen weiter zurück
Schwerin – Die Zahl der Straftaten in Mecklenburg-Vorpommern ging im vergangenen Jahr, verglichen mit 2020, weiter zurück. Damit folgt das Jahr 2021 dem langjährigen Trend. 2012 waren es noch mehr als 126.000 Straftaten. Diese Zahlen stammen aus der Polizeilichen Kriminalstatistik für Mecklenburg-Vorpommern, die Innenminister Christian Pegel und Rogan Liebmann, Direktor des Landeskriminalamts (LKA) heute in Schwerin vorstellten.
Mord und Totschlag zu 100 Prozent aufgeklärt
„104.452 erfasste Straftaten 2021 – das waren fast 1.500 weniger als im Vorjahr. Besonders erfreulich ist hier der deutliche Rückgang bei den schwersten Gewaltstraftaten gegen das Leben um 18 auf 31 Fälle, bei Mord und Totschlag mit einer Aufklärungsquote von 100 Prozent. Erfreuliche Rückgänge gab es aber auch bei Diebstahl, Vermögens- und Fälschungsdelikten sowie sonstigen Straftatbeständen“, sagte Innenminister Christian Pegel und fügte hinzu:
„Das ist vor allen Dingen eine tolle Leistung unserer Polizistinnen und Polizisten. Weiterhin gelingt es unserer Polizei in Mecklenburg-Vorpommern mit einer im Vergleich zum bundesweiten Schnitt sehr guten Aufklärungsquote Straftaten aufzuklären und damit die Täter zu stellen. 2021 waren es – alle Deliktfelder zusammengenommen – fast 63 Prozent. Vor allem eine hohe Wahrscheinlichkeit, gefasst zu werden, schreckt potenzielle Straftäter ab. Auf der anderen Seite trägt die kontinuierliche Präventionsarbeit der Polizei dazu bei, dass potenzielle Opfer immer besser gewappnet sind, Straftaten selbst zu vereiteln.“
LKA-Direktor Rogan Liebmann wies darauf hin, dass die Ermittlungsarbeit aufgrund der fortschreitenden Digitalisierung aller Lebensbereiche und der zunehmenden Internationalisierung immer komplexer und aufwändiger werde: „Deshalb erproben wir im LKA aktuell eine neue Struktur, mit der die dort bislang in verschiedenen Abteilungen angesiedelten Spezialisten für Digitalisierung und Cybercrime zusammengefasst werden und damit noch gezielter zusammenarbeiten können.“ Auch die technische Ausstattung müsse mit den Straftätern Schritt halten, etwa bei spezieller Software.
„Auch darüber hinaus ist eine moderne Technik für die Polizeiarbeit sehr wichtig. Deshalb sieht der Entwurf für den Haushaltsplan der Landesregierung 2022/23 dankenswerterweise die Anschaffung neuer und damit moderner sowie breiter verwendbarer neuer Polizeihubschrauber und den stückweisen Ersatz der Polizeiboote vor“, fügte Innenminister Pegel hinzu.
Kinderpornografie: Mehr Aufdeckung, mehr Fälle
Sorge mache ihm der Anstieg von Rohheitsdelikten und Straftaten gegen die persönliche Freiheit um fast fünf Prozent und bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung um fast 19 Prozent. Unter letztere fallen auch das Verbreiten pornografischer Schriften und der separate Straftatbestand Verbreitung, Erwerb, Besitz und Herstellung kinderpornographischer Schriften.
„Hier ist die Zahl der erfassten Fälle im vergangenen Jahr um 38,3 und bei der Kinderpornografie um 47,4 Prozent gestiegen. Bei letzterem war bereits 2020 eine Steigerung von fast 50 Prozent zu verzeichnen. Dass M-V hier einem bundesweiten Trend folgt, ist kein Trost“, so Pegel.
Die Gründe dafür lägen vor allem in der verstärkten Aufdeckung solcher Straftaten: US-Internetdienste wie Google, Facebook, DropBox und Microsoft seien seit 2012 verpflichtet, alle Dateien, die dort geteilt werden, auf Kinderpornografie zu prüfen. Verdachtsfälle würden ans Bundeskriminalamt (BKA) gemeldet, sobald Hinweise auf deutsche Nutzer vorliegen.
„Die Zahl der Hinweise auf Kinderpornografie im Internet steigt seither jährlich. 2015 erhielt das BKA 14.500 Hinweise, im vergangenen Jahr 78.500. Das BKA hat im vergangenen Jahr 611 solcher Fälle nach M-V übermittelt, die überwiegend zur Einleitung von Ermittlungsverfahren führten“, berichtete Christian Pegel und prognostizierte: „Die Zahl wird weiter steigen, auch weil in Deutschland kürzlich eine ähnliche Regelung getroffen wurde. Als Folge intensiverer Ermittlungen gegen Kinder- und Jugendpornografie werden auch mehr Fälle des sexuellen Missbrauchs aufgedeckt. Dies äußert sich in 20 Prozent mehr erfassten Fällen sexuellen Kindesmissbrauchs im Jahr 2021.“
Dazu betonte der Innenminister: „Nahezu jeder Fall, den wir aufdecken und aufklären – und unsere Polizistinnen und Polizisten klären 95 Prozent der Fälle im Bereich Kinderpornographie auf – führt uns zu weiteren Fällen.“
„Kinder für Mediennutzung sensibilisieren!“
Dass Kinder mit gut 45 Prozent bei der Verbreitung von pornographischem und kinderpornographischem Material als Tatverdächtige auftreten, sieht der Innenminister als Weckruf für die Elternhäuser. „Die digitale Technik macht das Teilen leider extrem leicht. Viele unserer Kinder sind eher unbedarft, wenn sie durch das Teilen solcher Dateien zur Verbreitung beitragen. Es muss aber klar sein, dass hinter jedem geteilten Dokument ein furchtbarer Missbrauchsfall stehen kann. Das ist kein Spiel. Deshalb sind wir als Eltern gemeinsam gefordert, unsere Kinder für solche Themen zu sensibilisieren und sie vor der strafrechtlichen Dimension dieser ‚schnellen Klicks‘ in sozialen Medien und in der privaten digitalen Kommunikation zu warnen“, bittet der Minister um Hilfe der Eltern im Land.
Bei den Rohheitsdelikten und Straftaten gegen die persönliche Freiheit fällt vor allem der Anstieg der Straftaten im Bereich der Bedrohung und gefährlichen und schweren Körperverletzung ins Gewicht – und hier der Anstieg der Fälle im häuslichen Umfeld um 34,7 Prozent.
„Es liegt nahe, einen Zusammenhang mit der Corona-Pandemie und den daraus resultierenden Beschränkungen zu sehen. Dies erfasst die Polizeiliche Kriminalstatistik allerdings nicht detailliert und kann dies daher nicht näher aufklären. Wir konstatieren erst einmal die nüchternen Zahlen“, sagte Christian Pegel.