Güstrow – Zum zweiten Mal wurde heute vom Landesrat für Kriminalitätsvorbeugung Mecklenburg-Vorpommern (LfKM-V) in Kooperation mit dem Landessportbund Mecklenburg-Vorpommern an drei Sportvereine der Sonderpreis „Sport statt Gewalt“ 2021 verliehen.
Seit 2020 werden Sportvereine aus Mecklenburg-Vorpommern ausgezeichnet, die sich über ihre eigentliche sportliche Tätigkeit hinaus in besonderer und nachahmenswerter Weise auch um die Vorbeugung und Verhinderung von Gewalt und Kriminalität verdient machen.
Torsten Renz betonte als Vorsitzender des Landesrates für Kriminalitätsvorbeugung in seiner Laudatio anlässlich der Preisverleihung in der Sportschule des Landessportbundes in Güstrow: „Viele Sportvereine organisieren in unserem Land ehrenamtlich und mit großem Engagement nicht nur einen regelmäßigen Trainings- und Wettkampfbetrieb. Sie sind auch als zuverlässige Partner und Akteure in vielen anderen Bereichen unverzichtbar. Eine große Bedeutung haben sie bei der Integration und Gewaltprävention. Die heutige Preisverleihung steht daher als Anerkennung und Würdigung stellvertretend für die zahlreichen anderen Sportvereine, die durch ihre Freizeitangebote viele Menschen erreichen und für ein gewaltfreies und demokratisches Miteinander einstehen.“
Landessportbund Präsident Andreas Bluhm unterstreicht die Worte des Ministers: „Wir freuen uns, dass wir mit Unterstützung des LfK M-V das besondere Engagement von Sportvereinen für die Prävention von Gewalt und Kriminalität würdigen können. Auch an dieser Stelle möchte ich betonen, dass viel ehrenamtlicher Einsatz von Vereinsmitgliedern zum Gelingen neuer Projekte beiträgt. Auch dafür bedanken wir uns mit diesem Preis.“
Der Landesrat für Kriminalitätsvorbeugung hatte im Oktober 2020 Vereine, die Mitglied im Landessportbund Mecklenburg-Vorpommern sind, aufgerufen, sich zu bewerben. 12 Vereine hatten sich daraufhin gemeldet. Die drei Preisträger erhalten eine Anerkennungsurkunde und jeweils eine Geldprämie in Höhe von 1.500 Euro.
Die drei Preisträger sind:
Internationaler FC Rostock e.V. mit dem Projekt „Girlsunited“
Mit dem Projekt „girlsunited“ verfolgt der IFC das Ziel, neue innovative Impulse zur Gewaltprävention in der Region auszulösen. Girlsunited schafft Sport- und Aufklärungsangebote für Mädchen und Frauen, die offen rassistische, häusliche, sexualisierte oder emotionale Gewalt erleben mussten. Das Trainingskonzept verfolgt die Sensibilisierung und Aufklärung im Bereich der sexualisierten Gewalt sowie die Entwicklung von Strategien, um sich vor Grenzverletzungen zu schützen oder ggf. Hilfe zu erhalten, wenn eine Frau Übergriffe erlebt.
Ziel ist es, soziokulturelle Benachteiligungen zu durchbrechen und durch Empowerment die gesellschaftliche Integration zu unterstützen. Das Projekt ist als Breitensportangebot für Mädchen und Frauen mit niedrigen Zugangsmöglichkeiten für die Altersgruppen von 16 bis 45 Jahren konzipiert. Bei Girlsunited bekommen die Teilnehmerinnen juristische Informationen und damit Handlungsoptionen an die Hand. Durch das Visualisieren von Statistiken und Fallzahlen von Gewalt gegen Frauen und durch den kursinternen Austausch bekommen die Teilnehmerinnen das Gefühl vermittelt, nicht allein betroffen zu sein. Ein nicht zu unterschätzender Faktor im Bereich Gewalt gegen Frauen ist die Verteidigung der körperlichen Unversehrtheit, und ggf. die von Dritten.
Kernziel des Projekts ist Anerkennung und Wertschätzung kultureller Besonderheiten, Toleranz, gegenseitiges Verstehen und Solidarität, Sensibilisierung für gemeinsame Grundwerte und Normen, Aufklärung im Bereich der sexualisierten Gewalt sowie der Abbau von Ängsten und Unsicherheiten durch Sport und Gemeinschaft. Daraus entwickelt sich eine Öffnung gegenüber der Thematik und eigene Erfahrungen und Ängste werden neu abgerufen und kritisch hinterfragt.
PSV Rostock mit dem Projekt „Sport is your gang“ (Thaiboxen)
In den letzten Jahren kam es in der Rostocker Innenstadt zu mehreren Massenschlägereien zwischen jugendlichen Gruppen zu einer Unzahl von Körperverletzungen, Sachbeschädigungen und vielen anderen Straftaten.
Die Abteilung Thaiboxen des PSV Rostock, die sich intensiv mit der Integration von Menschen beschäftigt, entwickelte daraufhin das Gewaltpräventionsprojekt „Sport ist your Gang“, um diesen Entwicklungen entgegen zu wirken. Ziel des Projektes ist es, soziale Integration und Toleranz von orientierungssuchenden Kindern und Jugendlichen, die aus ökonomisch schwächeren Verhältnissen stammen, zu fördern. Jeden Mittwoch und Freitag trainieren kostenfrei zwischen 10 und 20 Jugendliche unter den strengen Auflagen des Ehrenkodex des Vereins in der OSPA-Arena.
Besonders hervorzuheben: Während der ersten Projektphase baute die Abteilung Thaiboxen die durchschnittliche Teilnehmeranzahl durch eine enge Kooperation mit der Rostocker Polizei, Staatsanwaltschaft, den Leiter(innen) der örtlichen Gemeinschaftsunterkünfte, vielen Streetworkern und Sozialarbeitern an Schulen kontinuierlich aus. Im stetigen Austausch mit den Institutionen der Strafverfolgung wurde das pädagogische Konzept der Maßnahme soweit verfeinert, dass Polizei und Jugendgerichte straffällig gewordene Jugendliche als erzieherischen Akt zur Teilnahme delegieren wollen. Jugendgerichte, Staatsanwaltschaft und Polizei wollen zukünftig straffällig gewordene Jugendliche zur Teilnahme verpflichten. Des Weiteren soll das Projekt der Rostocker Polizei als Möglichkeit dienen, um mit potentiellen Problemgruppen proaktiv ins Gespräch zu kommen und Konfliktpotentiale aufzuzeigen.
FC Mecklenburg Schwerin e.V. mit dem Projekt „Sportkoordinator“
In den vergangenen Jahren sind in Schwerin viele Menschen mit dem Hintergrund von Flucht und Asyl aufgenommen worden. Der FC Mecklenburg Schwerin hat sich der Herausforderung und der Frage gestellt: Wie kommen wir zueinander, welches ist der richte Weg zur Integration?!
Die Antwort: Es gibt wohl keinen einfacheren Weg als über den Sport. Auf dem Spielfeld spielen Nationalitäten keine Rolle, da ist die Mannschaft ein Team und eine Sprachbarriere scheint kaum zu bestehen. Im Februar 2018 ist der Verein mit dem Projekt „Sportkoordinator – Sport in Schwerin“ gestartet. Am Anfang stand die Kontaktaufnahme zu den Flüchtlings- und Migrantenselbstorganisationen im Vordergrund. Ziel des „Sportkoordinators“ ist, den sportinteressierten Migranten und Migrantinnen die Sportangebote der Vereine aufzuzeigen, bei der Kontaktaufnahme zu helfen und die Neu-Schweriner in die Vereine zu begleiten. Vertrauen und Verlässlichkeit war im Rahmen der Kontaktaufnahme der Schlüssel. Die Sportangebote wurden mit offenen Armen angenommen und regelmäßige Hallensportzeiten eingerichtet. Teilweise bis zu 60 Migranten aus unterschiedlichen Nationen und Altersgruppen konnten so regelmäßig auf dem Spielfeld ihre Kräfte messen.
Ein „Ableger“ des Projektes ist die Zusammenstellung eines Teams bestehend aus Fußballern aus Afghanistan, Syrien und Eritrea, das im Juli 2019 in den Spielbetrieb der Kreisklasse gestartet ist und einen guten Platz im Mittelfeld belegt hat. Es war ein großer Schritt zur Integration, denn die Fußballer wurden respektiert und haben mit viel Disziplin auf dem Platz gezeigt, dass es keinen Unterschied macht, in welchem Land der Geburtsort liegt. Eine weitere Herausforderung stellte sich der Verein 2020: Im Rahmen des Projekts werden Migrantinnen begleitet, den Weg in bestehende Sportgruppen der Vereine zu finden. 2021 wurde das Angebot zum Beispiel mit einer Sport-AG in Kitas, Schulen und Jugendeinrichtungen vor Ort erweitert, sodass nach bislang 4 nun weitere 8 Einrichtungen eingebunden sind.