Schwerin – Die verantwortlichen Gremien von zwei weltweit bekannten und international renommierten Forschungsorganisationen in Deutschland – das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und die Fraunhofer-Gesellschaft (FhG) – haben in ihren jüngsten Sitzungen Standort-Entscheidungen getroffen, die die Spitzenforschung in Mecklenburg-Vorpommern weiter voranbringen werden. Wissenschaftsministerin Bettina Martin zeigte sich erfreut. „Für unser Land sind das zwei tolle Nachrichten auf einmal, die zusammen einen riesigen Gewinn für unsere Forschungslandschaft bedeuten“, erklärte sie.
Der DLR-Senat beschloss auf seiner 106. Sitzung in Köln, ein neues DLR-Institut für Solar-Terrestrische Physik (DLR-SO) am Standort Neustrelitz zu errichten, das sich der Weltraumwetter-Forschung widmen wird. Es soll als nationale und internationale Schnittstelle fungieren und u. a. auch Warnungen an durch solaren Einfluss und ionosphärische Störungen gefährdete Infrastrukturen liefern. So wird es erstmals möglich, einen Weltraumwetterdienst zu entwickeln.
Die komplexe Überwachung des Weltraumwetters und seiner Auswirkungen beispielsweise auf die Satellitentechnologie, die Luftfahrt und die Telekommunikation sei eine wichtige Aufgabe, betonte Martin: „Diese hier bei uns im Land zu verankern, ist auch deshalb ein Erfolg, weil das neue Institut mittelfristig die erste Adresse für alle Fragen rund um das Weltraumwetter werden soll, und das nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für Gesellschaft, Wirtschaft und Politik. Wir setzen hier ein sichtbares Ausrufezeichen“.
Die Institutsleitung ist mit einer gemeinsamen Berufung an die Physik der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock verbunden. Es ist vorgesehen, durch die Institutsgründung am DLR-Standort Neustrelitz neben den bereits vorhandenen ca. 80 wissenschaftsbasierten Arbeitsplätzen zusätzlich 45 neue zu schaffen und die Kooperationen zu wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und hoheitlichen Partnern weiter auszubauen.
„Mit seiner Entscheidung würdigt der DLR-Senat zum einen die langjährigen exzellenten Leistungen der DLR-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftlicher und zum anderen die stetige und verlässliche Unterstützung des Landes“, sagte die Ministerin. „Ich freue mich auf das Knowhow und die zusätzlichen klugen Köpfe, die künftig von MV aus wirken werden.“
Der Bund und das Land Mecklenburg-Vorpommern unterstützen die Errichtung und Etablierung des neuen Instituts mit zusätzlichen 6,7 Mio. Euro pro Jahr. Als gemeinschaftliche Sonderfinanzierung stellen das Land Mecklenburg-Vorpommern 10 Mio. Euro und das DLR weitere vier Mio. Euro für Bauinvestitionen und Forschungsinfrastruktur zur Verfügung.
Der Bund-Länder-Ausschuss der Fraunhofer-Gesellschaft hat entschieden, die Fraunhofer-Forschung am Standort Rostock deutlich zu erweitern und damit den Weg freigemacht für die Errichtung des Fraunhofer-Ocean Technology Campus (FhG-OTC).
„Die Nutzung der Meere unter Berücksichtigung des Ökosystems Ozean ist für Deutschland und Europa von essentieller Bedeutung. Fraunhofer setzt hier bei der Entwicklung neuer Technologien an, die neue Nutzungsmöglichkeiten schaffen. Die Forschungsgesellschaft hat dafür in den vergangenen Jahren bereits die wissenschaftliche Basis geschaffen“, sagte die Ministerin.
Mit dem OTC baut Fraunhofer seine anwendungsorientierten Forschungsaktivitäten für den Bereich „Smart Ocean“ weiter strategisch aus. In Mecklenburg-Vorpommern liegt der Fokus auf Unterwasser-Technologien. In Zusammenarbeit von Bund, Land, Fraunhofer Gesellschaft und Hansestadt Rostock soll deshalb in Rostock ein Innovationscampus, der OTC, aufgebaut werden. Herzstück wird das „Digital Ocean Lab“ (DOL), verbunden mit einem Institutsneubau am Fracht- und Fischereihafen in Rostock-Marienehe. Die seeseitige Infrastruktur stellt ein mindestens 100 ha großes Test- und Erprobungsareal in der Ostsee in Funktionseinheit mit dem bereits vorhandenen künstlichen Riff vor Nienhagen dar.
„Mit dieser Einheit aus land- und seeseitiger Forschungsinfrastruktur besitzt MV künftig ein Alleinstellungsmerkmal in der Meeres- und maritimen Forschung in Deutschland. Gerade mit Blick auf drängende Fragen zu Klimawandel, Umweltschutz und Nachhaltigkeit ist das Meer von existenzieller Bedeutung und ebenso wichtiger Gradmesser und Informationssystem. Standort und Forschungsgegenstand der Fraunhofer-Gesellschaft passen in Rostock perfekt zusammen, das ist ein Pluspunkt, der sich sicherlich auch auf die Qualität der Forschungsergebnisse auswirken wird“, erklärte Martin. Sie erwarte, dass der Standort Rostock sich durch das OTC auch international mit wissenschaftlicher Exzellenz profilieren werde.
Wissenschaftlicher Treiber ist das Fraunhofer Institut für graphische Datenverarbeitung (IGD) Darmstadt mit seiner Außenstelle in Rostock. Das Vorhaben ist Bestandteil der „Digitalen Agenda für Mecklenburg-Vorpommern“. Die geplante Gesamtfinanzierung von über 60 Mio. Euro beinhaltet einen Landesanteil von bis zu 24,75 Mio. Euro und 36 Mio. Euro Mittel des Bundes und der FhG.