Schwerin – Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Harry Glawe hat für das Tourismusjahr 2019 eine insgesamt eine gute Bilanz gezogen. „Die Branche in Mecklenburg-Vorpommern kann für das Tourismusjahr 2019 ein deutliches Plus verbuchen: Mehr Gäste besuchen unser Land. Ankünfte und Übernachtungen ziehen im Jahresverlauf weiter an. Die Branche wächst. Wir rechnen mit einem neuen Spitzenwert bei den Übernachtungen und Gästen im Gesamtjahr. Das ist Grund zur Freude, aber bei weitem kein Selbstläufer. Wir haben eine Menge Hausaufgaben im Gepäck. Zu den Herausforderungen zählen beispielsweise die Tourismusfinanzierung, die Erreichbarkeiten in den Regionen und das Vorantreiben von Innovationen in der Branche. Unser Land steht in einem sich rasch veränderten Wettbewerb mit anderen Regionen“, sagte der Minister für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit Harry Glawe am Montag.
Wachstumsplus von Januar bis September
Von Januar bis September 2019 wurden nach Angaben des Statistischen Amtes rund 6,8 Millionen Ankünfte (+5,8 Prozent) und 28,3 Millionen Übernachtungen (+10,1 Prozent) in M-V gezählt. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in M-V lag in diesem Zeitraum bei 4,2 Nächten. Auch in den Regionen gibt es Zuwächse: So liegen die relativen Übernachtungszuwächse für die Regionen Fischland-Darß-Zingst (+16 Prozent), Usedom (+15,7 Prozent), Rügen/Hiddensee (+10,8 Prozent) und Mecklenburgische Ostseeküste (+10,4 Prozent) von Januar bis September 2019 zum Teil weit über dem Landesdurchschnitt (+10,1 Prozent). Das Vorpommersche Festland (+4,0 Prozent), die Mecklenburgische Seenplatte/Schweiz (+3,5 Prozent) und Westmecklenburg (+2,1 Prozent) verzeichnen ebenfalls positive Zuwächse.
Hinweis: Erfasst wurden Beherbergungsbetriebe mit mindestens 10 Betten sowie Campingplätze ohne Dauercamping mit mindestens 10 Stellplätzen. Die Anzahl der im aktuellen Berichtsmonat ausgewiesenen geöffneten Beherbergungsbetriebe und angebotenen Schlafgelegenheiten liegt deutlich über den entsprechenden Angaben des Vorjahresmonats. Grund für die hohen Veränderungsraten ist unter anderem eine durch das Statistische Amt durchgeführte Überprüfung des Berichtskreises und die Aufnahme von vermittelnden Betrieben mit mehr als 10 Betten Kapazität in die Berichtspflicht. Dadurch ist die Zahl der auskunftspflichtigen Betriebe gegenüber dem Vorjahresmonat zum Teil stark angestiegen.
Wenige Unternehmen von Thomas Cook-Pleite bislang betroffen
Ein großes Thema war in Mecklenburg-Vorpommern in diesem Jahr die Insolvenz des Reiseanbieters Thomas Cook. „Wir haben schnell und unbürokratisch ein Maßnahmenpaket für Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern erarbeitet, die von der Thomas Cook-Pleite betroffen sind. Dies enthält neben einer Unternehmens-Hotline unter anderem Bürgschaften und Darlehen, auch Kurzarbeit und die geförderte Fort- und Weiterbildung von Mitarbeitern konnten genutzt werden, um Kündigungen zu vermeiden“, sagte Wirtschaftsminister Glawe. Mit Stand Ende November gab es über die Hotline der Gesellschaft für Struktur und Arbeitsmarktentwicklung (GSA) insgesamt zehn Unternehmen, die sich gemeldet hatten. Bei den Anrufern handelte es sich mehrheitlich um große Hotels beziehungsweise Hotelanlagen mit großen Bettenkapazitäten und dem Angebot von saisonverlängernden Maßnahmen und hohen Mitarbeiterzahlen. „Nachgefragt wurden Informationen zu den Themen Unterstützung, Weiterbildung sowie Insolvenzverfahren. Wir prüfen individuell, was das Richtige für jedes einzelne Unternehmen ist. Die Unternehmenshotline ist weiter geschaltet“, sagte Glawe.
Tourismusfinanzierung in Regionen
Ein Schwerpunkt ist auch im kommenden Jahr die künftige Tourismusfinanzierung. „Neu ist das Konzept der Modellregionen. Ziel ist es, über das Standarderprobungsgesetz mit Hilfe von vertraglichen Vereinbarungen in Modellregionen sich den gegenwärtigen Herausforderungen zu stellen. Insbesondere sollen dort Lösungen erarbeitet werden für die gegenseitige Anerkennung der Kurabgabe, für die Entlastung sowohl von Angehörigen der Einwohner in prädikatisierten Orten als auch für die Entlastung der Einwohner der Kommunen, die für die prädikatisierten Orte Dienstleistungen erbringen (Dienstleistungskommune Tourismus) sowie für neu zu prädikatisierende Orte (anerkannte Tourismusorte)“, machte Wirtschaftsminister Glawe deutlich.
Darüber hinaus sollen Lösungen erarbeitet werden für eine gemeindeübergreifende Infrastrukturentwicklung und genauso für eine durch die Kurabgabe mitfinanzierte ortsübergreifende Mobilität, wie Bus und Bahn. „Wer in den Tourismus einzahlt, muss am Ende merken, was er dafür bekommt. Der Mehrwert muss klar sein. Es müssen Vorteile für Einheimische und Gäste erkennbar sein. Anwohner müssen entlastet werden. Die Modellregionen sollen im ersten Halbjahr 2020 mit ihrer Arbeit beginnen können“, betonte Glawe.
Wachstum durch Internationalisierung – Germany Travel Mart 2020 in MV
Von Januar bis September 2019 haben nach Angaben des Statistischen Amtes etwa 337.000 Gäste aus dem Ausland (-2,4 Prozent) rund 955.000 Übernachtungen (+3,4 Prozent) in Mecklenburg-Vorpommern verbracht. Diese kamen vor allem aus den Nachbarländern Polen (+43,2 Prozent), Dänemark (+3,2 Prozent), Österreich (+2,1 Prozent) und der Schweiz (+2,8 Prozent) sowie aus Schweden (1,9 Prozent). „Gerade bei ausländischen Gästen können wir zulegen. Insbesondere im Ostseeraum und in den Alpenländern besteht noch deutlich Potential. Wir werden weiter intensiv werben“, erläuterte Wirtschaftsminister Glawe.
2020 findet der Germany Travel Mart (GTM) im Mai in Mecklenburg-Vorpommern statt. Hier treffen deutsche touristische Anbieter mit den entscheidenden Einkäufern der internationalen Reisebranche zusammen. „Das ist eine sehr gute Chance auf unser Land aufmerksam zu machen, um vor allem auch international noch bekannter zu werden“. betonte Wirtschaftsminister Glawe. Im kommenden Jahr laufen die Veranstaltungen in Rostock und Schwerin. Der GTM findet nach 2009 zum zweiten Mal in Mecklenburg-Vorpommern statt. Damals waren 1.400 Touristiker aus 43 Ländern im Land.
2019 wurde im November der Deutsche Tourismustag in Rostock ausgerichtet. Er fand erstmalig in Mecklenburg-Vorpommern statt. Zu den Teilnehmern zählten neben Touristikern aus allen Regionen Deutschlands, auch Vertretern der Ministerien des Bundes und der Länder, Vorsitzende und Geschäftsführer touristischer Verbände, Organisationen und von städtischen Marketinggesellschaften. Der Deutsche Tourismustag ist mit mehr als 500 Teilnehmern die größte Verbandstagung für Akteure des Deutschlandtourismus im Jahr 2019.
Imagekampagne für Ausbildungsvielfalt gestaltet
Um Auszubildende zu gewinnen, hat der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband M-V (DEHOGA MV) die Kampagne „Gastro Burner“ im Herbst gestartet. Das Wirtschaftsministerium unterstützt die Kampagne mit 750.000 Euro aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF). In einer Roadshow mit dem „Gastro Burner-Food Truck“ werden Schulstandorte in Mecklenburg-Vorpommern besucht. Weitere Bestandteile sind Imagefilme, eine Kampagnenseite und Auftritte in Social Media Kanälen. „Service und Qualität im Hotel- und Gaststättenbereich hängen von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ab. Der Bedarf an Fachkräften ist groß, die Besetzung von Stellen inzwischen oft ein Problem. Umso wichtiger ist es, für die Vielfalt der Branche intensiv zu werben. Die Fachkräftesicherung in den Unternehmen fängt mit einer modernen Ausbildung an. Mit der Kampagne soll das Gastgewerbe stärker in den Fokus von Jugendlichen bei der Berufswahl gerückt werden. Damit kann ein zeitgemäßes Bild der Ausbildungsberufe in Hotellerie und Gastronomie vermittelt werden“, sagte Glawe.
Nach Angaben des Bundesagentur für Arbeit fallen derzeit (Stand Ende September) von den insgesamt 1.600 noch unbesetzten Berufsausbildungsstellen 404 Stellen (rund 25 Prozent) auf den HoGa-Bereich. In den Top 10 der unbesetzten Ausbildungsstellen liegt auf dem ersten Platz der HoGa-Beruf Koch/Köchin (126 offene Stellen), auf dem 2. und 3. Platz liegen die Berufe Restaurantfachmann/Restaurantfachfrau (119) und Hotelfachmann/Hotelfachfrau (107), und auf Platz 6 der Beruf Fachkraft im Gastgewerbe (52).
Wirtschaftsnahe Infrastruktur ausbauen – Wirtschaftsministerium unterstützt vor Ort
Im Jahr 2019 sind im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) zur Förderung von Investitionen im Bereich der wirtschaftsnahen Infrastruktur (=touristische und gewerbliche Infrastruktur) rund 89,1 Millionen Euro vom Wirtschaftsministerium bewilligt bzw. zugesichert worden (einschl. Mittel aus dem „Europäischen Fonds für regionale Entwicklung“ EFRE). Mit dem Einsatz dieser Fördermittel konnten 64 Vorhaben in Mecklenburg-Vorpommern mit Investitionen in Höhe von rund 109,1 Millionen Euro ermöglicht werden. „Wir werden auch im kommenden Jahr touristische Maßnahmen unterstützen“, so Wirtschaftsminister Glawe.
Wirtschaftsfaktor Tourismus im Überblick
Die Wirtschaftsleistung Mecklenburg-Vorpommerns wird zu einem großen Teil (12 Prozent) durch den Tourismus erbracht. Zwei Drittel der touristischen Ausgaben in Höhe von 7,75 Milliarden Euro (2014) kommen mit den Besuchern, Gästen und Touristen aus den anderen Bundesländern nach Mecklenburg-Vorpommern. 17,8 Prozent der Erwerbstätigen in MV, also über 131.200 Menschen, arbeiten in Tourismusunternehmen und tourismusnahen Unternehmen. Das ist jeder sechste Beschäftigte in MV. Touristen, Besucher und Tagesgäste tragen in Mecklenburg-Vorpommern mit ihrem Konsum und den Ausgaben entscheidend zum Bestand und dem Wachstum anderer Branchen wie dem Einzelhandel bei. „Der Tourismus ist ein Aushängeschild in Mecklenburg-Vorpommern. Er hat sich zu einer strukturbestimmenden Branche der heimischen Wirtschaft in unserem Land entwickelt“, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Harry Glawe abschließend.